Das Sylter Journal beleuchtet die Notversorgung für Haustiere auf der Insel
Herz für Tiere, Rücken zur Wand
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Steffi Petersen/privat
Steffi Petersen, Tierärztin auf Sylt
Sylt. (red) Die tierärztliche Notversorgung auf Sylt steht unter Druck.
In der aktuellen Folge des Podcasts Das Sylter Journal beleuchten Conny Reckert und Frank Bremser die Situation gemeinsam mit Tierärztin Stefanie Petersen – und zeichnen ein deutliches Bild: Die Versorgung der Haustiere auf der Insel funktioniert, doch sie steht auf wackeligen Beinen.
Aktuell kümmern sich nur drei Praxen um die tierärztliche Versorgung auf Sylt. Zwei davon beschäftigen jeweils eine Tierärztin, eine Praxis arbeitet ohne angestellten Arzt. Schon Urlaube, Krankheit oder Elternzeiten führen dazu, dass die Notdienstpläne an ihre Grenzen stoßen. Die Verantwortung verteilt sich auf wenige Schultern, während die Nachfrage insbesondere in der Saison stetig steigt.
Organisatorisch liegt der Notdienst in den Händen der Tierärztekammer Schleswig-Holstein. Vorgeschriebene Ruhezeiten und die Pflicht zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst sorgen für zusätzliche Belastungen in kleinen Teams. Nachtdienste, Wochenendarbeit und eingeschränkte Personalressourcen führen regelmäßig zu Engpässen in Praxisabläufen und Operationsplänen.
In der Hochsaison verschärft sich die Lage zusätzlich. Mit dem wachsenden Zustrom von Urlaubsgästen steigt auch die Zahl der Tiere auf der Insel. Notfälle wie Magendrehungen, Atemnot oder Unfälle gehören dann fast zur Tagesordnung. Fällt die Verbindung zum Festland durch Zugausfälle oder späte Uhrzeiten weg, bleibt die Verantwortung vollständig auf der Insel.
Ein weiteres Problem ist der fehlende Wohnraum für Fachkräfte. Geeignete Unterkünfte für tierärztliches Personal sind rar. Ohne bezahlbare Apartments können weder Aushilfen noch zusätzliche Tierärzte für die Saison gewonnen werden. Fachleute sehen hier den entscheidenden Ansatzpunkt, um die Notversorgung langfristig zu sichern.
Das Sylter Journal fasst die wichtigsten Maßnahmen zusammen:
1. Bereitstellung von saisonalem Wohnraum für tierärztliches Personal,
2. Einrichtung eines transparenten, inselweiten Notdienstplans,
3. Aufklärungskampagnen zur Erkennung und Einordnung tierischer Notfälle.
Als Orientierung für Tierhalter wird empfohlen, bei schweren Symptomen wie Atemnot, Krämpfen, starken Blutungen oder Verdacht auf Magendrehung sofort eine Praxis zu kontaktieren. Kleinere Verletzungen oder kurzzeitige Magen-Darm-Beschwerden können dagegen meist bis zur regulären Sprechstunde abgewartet werden – in jedem Fall sollte jedoch vorher telefonisch Rücksprache gehalten werden.
Das Thema betrifft längst nicht nur die Tierärzte selbst, sondern die gesamte Inselgemeinschaft. Tourismus, Hotellerie, Vermietungen und Politik sind gleichermaßen gefordert, tragfähige Lösungen zu finden. Denn wer auf Sylt mit Haustieren lebt oder Urlaub macht, braucht verlässliche Strukturen für deren Versorgung.
Die Redaktion des Sylter Journal bleibt an dem Thema dran und sucht das Gespräch mit Gemeinde und Wirtschaft, um bis zum Frühjahr tragfähige Vereinbarungen zu Wohnraum und Notdienstorganisation zu erreichen.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 25.10.2025











