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Die Manfred Degen Kolumne

Tempolimit #30/2025

Foto: Archiv

Die Einwohner Grönlands wollen nicht mehr Eskimo genannt werden. Das las ich in der Zeitung. Eskimo, so lernen wir, heißt „Esser von rohem Fleisch“. Nein, sie wollen lieber „Inuit“ genannt werden, also „Mensch“.

Besonders brutal ist diese Diskriminierung für die vielen Grönländer, die einer veganen Ernährung frönen. Stell’ Dir mal vor, Du kommst da oben vollgepackt mit dem ganzen Tofu-Quatsch und Körner-Kram aus dem Biomarkt der grönländischen Hauptstadt Nuuk und dann steht da eine Gruppe Touristen aus Gütersloh oder sonstwo her und sagt: „…guck‘ mal, da kommt so ein drolliger Esser von rohem Fleisch!“
Mensch – echt voll diskriminierend – da kannst du doch den Tag gleich in die Tonne treten.
Hm. Ist Walfleisch eigentlich noch Fleisch oder schon Tofu…?

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Die Abseitsregel im Fußball soll aufgeweicht werden. Das verkündete „Bild“. Sie spaltete bisher die Fußballfans in Versteher und Nicht-Versteher. So wie die Einstein’sche Relativitätstheorie. Oder der kategorische Imperativ Kants.

Wenn beim Fußballgucken biertrinkende Männer von ihren Frauen gefragt werden würden, wann denn wer warum im Abseits stehe, würden die meisten Männer, wenn sie denn darauf antworten würden, sich nur lächerlich machen. Sie würden Erklärsätze beginnen, sie aber nicht schlüssig zu Ende bringen. Womöglich würden sie beim Gestikulieren auch noch Bier auf dem Sofa verschütten.
Ginge am Ende – vielleicht sogar wegen eines Abseitstores – das Spiel dann auch noch verloren, hinge der Haussegen für ein paar Stunden aber mächtig schief.

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Das IfW-Institut in Kiel hat in einer Studie berechnet, wie hoch die volkswirtschaftlichen Verluste durch ein Tempolimit bei 130 km/h wären: 65 Millionen Stunden würden pro Jahr verbummelt, die von den Forschern jede mit 26,22 Euro bepreist werden. Aber stimmt das? Die uns da ständig auf der linken Spur mit 200 km/h überholen, sind überwiegend Börsenmakler, Drogen- und Waffenhändler. Oder Cum-ex-Steueranwälte. Die rechnen alle über 200 Euro pro Stunde ab. Mindestens. Andererseits – die arbeiten während der Fahrt – mit dem Telefon – die schaffen ordentlich was, die steigern das Bruttosozialprodukt. Also alles halb so schlimm.

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Und wo wir nun schon beim Straßenverkehr sind: Der Bundesrat in Berlin hat endlich die Rechte der Radfahrer gestärkt. Autofahrer müssen nun beim Überholen in Ortschaften 1,5 Meter Abstand halten. Nutzt der Radfahrer, da kein Radweg vorhanden – oder der Radweg durch Kurierfahrzeuge zugeparkt ist – die Straße, sollte er sich auch nach rechts 1,5 Meter Abstand gönnen, damit nicht eine aufschlagende Autotür seinem Leben ein Ende setzt. Also darf der Radfahrer grundsätzlich und selbstbewusst in der Fahrbahnmitte fahren.
Diesen Rat gibt übrigens die „FAZ“. Nicht schlecht, denn es sind ja eher deren Leser, die wütend in den dicken Autos sitzen, die langsam hinterherfahren müssen.

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Erinnern Sie sich noch? Fünf Jahre Corona. Mein Gott, war das schön, als die Italiener auf den Balkonen standen und sangen: „Caro mia Bel“ und „Una Festa“ oder „Bella ciao“ – Belcanto-Sangeskunst und Lebensart – auch uns traten die Glückstränen in die Augen.

Was jedoch hätten wir Teutonen von Balkonien schmettern können? Zum Beispiel „Wir lagen vor Madagaskar“. Oder „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Auch lustig: „Horch, was kommt von draußen rein“. Und wenn gar nix mehr geht: „Nun ade, mein lieb Heimatland…“


Geschrieben von: Manfred Degen / veröffentlicht am: 08.11.2025
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