Schwarz glänzendes Superfood aus der Nordsee
Sylter Miesmuscheln

Hörnum. Sie heißen „Mies“-muscheln, doch ihr Name täuscht: Die schwarzen Schalenbewohner vor der Südspitze Sylts sind alles andere als mies. Als kulinarische Delikatesse und nährstoffreiches Superfood sind sie längst fester Bestandteil der regionalen Küche – und ein Beispiel dafür, wie nachhaltige Meeresnutzung gelingen kann.
Rund um Hörnum werden die Muscheln in sogenannten Saatmuschelgewinnungsanlagen gezüchtet. Dabei heften sich vorbeischwimmende Muschellarven an Netze, wachsen dort heran und werden später auf spezielle Kulturflächen im Wattenmeer ausgesät. So entsteht über drei Jahre hinweg ein natürlicher Kreislauf aus Säen, Umsetzen und Ernten – vergleichbar mit Landwirtschaft, nur unter Wasser. „Wir sind die Bauern der Nordsee“, sagt Muschelfischer Jan Schot, der seit über 30 Jahren auf Sylt lebt und das „Sylter Muscheln Bistro“ am Hörnumer Hafen betreibt.
Optimale Bedingungen vor der Küste
Die Nordsee vor Hörnum bietet laut Schot ideale Bedingungen: sauberes Wasser, ausreichend Plankton und Temperaturen unter 18 Grad – perfekt für das Wachstum der Schalentiere. Die Kulturflächen umfassen mittlerweile rund 1700 Hektar, sie sind offiziell genehmigt und unterliegen strengen Vorgaben des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Auch das Siegel des MSC (Marine Stewardship Council) und das Bio-Label bestätigen die nachhaltige Zucht.
Basis dieser Zusammenarbeit ist der sogenannte „Sylter Muschelfrieden“ aus dem Jahr 2017: eine Vereinbarung zwischen Muschelfischern und Naturschutzverbänden, die festlegt, wo geerntet werden darf und welche ökologischen Standards eingehalten werden müssen.
Frisch vom Meeresboden auf den Teller
Zwar wird der Großteil der Sylter Muscheln exportiert – ein kleiner, aber feiner Teil landet jedoch direkt vor Ort auf dem Teller. In Schots Bistro etwa stehen die Muscheln täglich frisch auf der Karte: gekocht oder gebraten, klassisch mit Gemüse oder raffiniert verfeinert. „Ich mag sie am liebsten ganz pur“, verrät der gebürtige Niederländer. Das Fleisch sei zart, nussig im Geschmack – und dabei besonders gesund: Muscheln enthalten viel Eiweiß und Mineralstoffe, aber kaum Fett. „Ein Topf Muscheln entspricht ernährungsphysiologisch etwa einem 250-Gramm-Steak – nur leichter“, so Schot.
Muschelgenuss an Land und auf See
Wer Muscheln in besonderer Atmosphäre genießen möchte, hat dazu gleich mehrere Gelegenheiten: Im benachbarten Budersand Hotel serviert Sternekoch Felix Gabel jeden Mittwoch bis Oktober fangfrische Miesmuscheln mit Safranschaum, Wurzelgemüse und geröstetem Kräuterbrot – entweder in der Bar oder auf der Terrasse mit Blick auf die Muschelbänke.
Und auch direkt auf See kann genossen werden: Die Adler-Schiffe bieten mittwochs und freitags (bis Ende August) sowie mittwochs im September und Oktober Muschel-Safaris an. Auf der MS Adler VI geht es hinaus zu den Zuchtgebieten vor Hörnum – samt fachkundiger Erklärung und Verkostung an Bord. In Zusammenarbeit mit dem Muschelbistro wird direkt vor Ort gekocht – frischer geht’s kaum.
Fazit
Die Sylter Miesmuschel ist mehr als ein kulinarisches Highlight – sie steht für regionale Qualität, nachhaltige Fischerei und eine traditionsreiche Inselgeschichte. Und wer glaubt, Muscheln gäbe es nur in Monaten mit „R“, der wird hier ebenfalls eines Besseren belehrt: Dank moderner Kühlketten sind die Schalenfrüchte heute das ganze Jahr über ein Genuss.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 25.06.2025