Gemeinde setzt auf insulare Zusammenarbeit
Pflege auf Sylt
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Sylt. Die Zukunft der Pflege auf Sylt bleibt ein zentrales Thema der Kommunalpolitik. In der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung wurde über verschiedene Ansätze zur Verbesserung der Versorgungssituation beraten. Ein Antrag der SPD, der den Bau eines neuen Pflegeheims mit mindestens 100 Plätzen vorsah, fand dabei keine Mehrheit. Stattdessen folgten die Gemeindevertreter dem Vorschlag der CDU-Fraktion, die auf eine gemeinsame insulare Lösung setzt und die Wiederaufnahme bereits begonnener Gespräche mit möglichen Trägern anstrebt.
Bereits zu Beginn des Jahres hatte es auf Initiative der CDU konstruktive Gespräche mit den Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz gegeben. Daran soll nun angeknüpft werden. Ziel ist es, unter Leitung der Bürgermeisterin die Kooperation zwischen den Inselgemeinden fortzusetzen und gemeinsam tragfähige Konzepte für die Zukunft der Pflege zu entwickeln. Der CDU-Antrag sieht vor, dass Verwaltung, Selbstverwaltung und lokale Akteure eng eingebunden werden.
Die Notwendigkeit eines abgestimmten Vorgehens zeigt sich deutlich in den aktuellen Zahlen des Kreises Nordfriesland. Eine Anfrage der Grünen ergab, dass Sylt bei der stationären Pflege im Kreisvergleich das Schlusslicht bildet. Von insgesamt 1.925 Plätzen im Kreis entfallen lediglich 77 auf die Insel, davon neun für die Kurzzeitpflege. Das entspricht nur 4,17 Plätzen je 1.000 Einwohner – deutlich unter dem Kreis- und Bundesdurchschnitt. Auch die Kosten für einen Pflegeplatz sind auf Sylt mit rund 3.400 Euro im Monat überdurchschnittlich hoch.
Neben der stationären Versorgung ist auch die ambulante Pflege stark belastet. Zwar gibt es mehrere Anbieter auf der Insel, doch die Nachfrage übersteigt vielfach die Kapazitäten. Personalmangel, steigende Arbeitsbelastung und hohe Lebenshaltungskosten erschweren die Situation zusätzlich.
Die SPD hatte in ihrem Antrag betont, dass der Bedarf an Pflegeplätzen auf der Insel stetig steige und ein neues Heim notwendig sei, um den zunehmenden Anforderungen gerecht zu werden. Vorgesehen war eine Einrichtung mit mindestens 100 Plätzen im Bereich der geplanten Wohnsiedlung Nord am Hugo-Köcke-Weg, ergänzt durch Dienstleistungsangebote und eine Kindertagesstätte.
Die Mehrheit der Gemeindevertretung entschied sich jedoch gegen dieses Vorhaben und für einen gesamtinsularen Ansatz. Damit soll der Fokus auf eine gemeinsame Verantwortung aller Inselgemeinden gelegt werden, um langfristig eine wohnortnahe und wirtschaftlich tragfähige Lösung zu schaffen.
Der Kreis Nordfriesland sieht die Entwicklung mit Sorge und weist auf den erheblichen Nachholbedarf in der Pflegeversorgung auf den Inseln hin. Auch auf Landes- und Bundesebene wird gefordert, die Rahmenbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern, um die Versorgung in Zukunft sicherstellen zu können.
Mit dem Beschluss zur Wiederaufnahme der Gespräche ist nun ein erster Schritt getan, um die Pflege auf Sylt neu zu denken – gemeinschaftlich, strukturiert und mit Blick auf die Bedürfnisse der Insulaner.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 07.10.2025











