Extremsportler trainiert jetzt wieder auf Sylt
Wunschtraum Ironman

Morsum. (bde) Ja, ein bisschen verrückt sei er wohl, so sagt Martin Kayser von sich. So konnte ihn nicht mal der Sturz in eine Schlucht samt heftiger Verletzung am Bein davon abhalten, das Montainbike-Rennen „Cape Epic“ zu Ende zu bringen. 43 Länder hat er (teils mehrmals) bereist, oft beruflich bedingt, manchmal als Rucksacktourist, am liebsten ist er allerdings in der Welt unterwegs, um an Wettkämpfen teilzunehmen. Sport fand er schon immer gut: „Wenn wir Jungs damals in Morsum Fußball gespielt haben, war allerdings das gesellige Beisammensein das Wichtigste“, verrät er lachend. Nach der Ausbildung auf der Insel zum KFZ-Mechaniker folgten vier Jahre als Zeitsoldat, als Taucher auf einem U-Boot im Atlantik oder in der Karibik. 1993 landete das Inselkind beruflich bedingt in Stuttgart, bei einem `großen namhaften Automobilhersteller, der Sportgeschichte geschrieben hat´. „Die Heimat hab ich schon etwas vermisst“, erinnert er sich. So machte er in Heide den KFZ-Meister, ging aber wieder nach Baden-Württemberg, holte die mittlere Reife nach, später das Abitur und studierte anschließend (neben der Arbeit) Maschinenbau.
Danach war er lange Zeit im Bereich der Forschung und Entwicklung von Automobilen tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Prototypen in klimatisch extremen Gebieten zu testen: „Unser Team machte Erprobungsfahrten mit diversen Messinstrumenten, um zu sehen, wie sich die Bauteile verhalten und wo man optimieren kann.“ Er war ständig unterwegs, vom Polarkreis bis nach Südafrika und oft in verschiedenen Staaten der USA.
Privat liebt er es, mit dem Fahrrad zu trainieren und an Wettkämpfen an verschiedenen Orten der Welt teilzunehmen. Als Höhepunkt lockte das schon erwähnte Rennen „Cape Epic“, es ist das härteste Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Hier trifft sich die Radfahrer-Elite: In acht Tagen fahren Zweierteams durch die Wüste, bei Temperaturen um 46 Grad. Und dafür bezahlen sie auch noch richtig viel Geld. 4800,- Euro betrug allein die Startgebühr. „Jahrelang habe ich auf einen Startplatz gewartet, die Verletzung nach dem schlimmen Sturz musste jeden Abend behandelt werden und noch lange danach. Aber ich musste einfach weiterfahren, ich wollte die schwarze Finisher-Medaille!“ 47 Prozent der Teilnehmer schafften das nicht. Dank einer verlorenen Wette musste der passionierte Radler irgendwann an einem Triathlon teilnehmen: „Das machte mir auch großen Spaß und ich blieb am Ball.“ Schließlich wagte er sich sogar an die Triathlon Langdistanz, besser bekannt als Ironman. Die Freude am Sport und am Nervenkitzel führte ihn erneut in entfernte Länder. „Beim Ironman Malaysia war schon die Anreise eine Herausforderung. Dann kam auch noch mein Rad später als geplant und schließlich sogar beschädigt an“, erinnert er sich und schüttelt den Kopf: „Es ist schon irre, da reist man für ein bisschen Sport um die halbe Welt.“ Für den größten Wettkampf in der Triathlon-Langdistanz musste er allerdings nicht so weit reisen, der findet im mittelfränkischen Roth statt. Die Startplätze sind extrem schwer zu ergattern. Ihm gelang es zweimal und er schwärmt: „Die „Challenge Roth“ ist das Mekka des Triathlons, ein unbeschreibliches Erlebnis.“ Im Sommer letzten Jahres endeten seine Arbeitsverträge in Stuttgart. Martin Kayser kehrte nach Sylt zurück, wagte einen Neuanfang und machte sich als Objekt- und Gartenbetreuer selbstständig. Da passt es, dass sein nächster Wettkampf auf nördlicher Seite der Weltkugel stattfindet: Am 22. August startet Martin Kayser beim Ironman Copenhagen. Er zeigt auf sein Trikot und tippt auf die Stelle, wo der Name eines neuen Sponsoren steht. „Er ist einer meiner nettesten Sylter Auftraggeber, und nun unterstützt er mich auch noch beim Sport. Echt klasse!“ Ein wenig Unterstützung kann er auch gut gebrauchen, vor allem, wenn es ihn im Dezember nach Australien zieht, zum Ironman in Busselton. Neben der Startgebühr zählen zu den weiteren Aufwendungen ja noch Flug und Unterkunft, da kommt einiges zusammen. Dass der Extremsportler diszipliniert trainiert versteht sich, mit dem Rad sogar drüben in Dänemark. „Doch der Körper braucht auch immer Tage der Regeneration“, betont er. „Man kann nicht nur nehmen, sondern muss auch geben.“ Bislang war er damit zufrieden, in angemessener Zeit und gesund ins Ziel zu kommen. Doch nun hofft der 52-jährige, spätestens in Australien einen der Slots (Startplatz) für die Weltmeisterschaft in Kona/Hawaii zu erkämpfen. Sie werden unter den Besten jeder Altersklasse vergeben. Martin Kayser lacht:„Das wäre der Hammer! Der verrückte Sylter Rasengärtner bei der Weltmeisterschaft in Big Island.“ Ganz leise fügt er hinzu: „Ich meine es tatsächlich ernst. Das ist mein Lebenstraum.“
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 19.08.2021