Strengere Maskenpflicht soll ab Montag mehr Schutz vor Corona bringen
Wie sieht‘s auf Sylt aus?
Foto: Heiko Wiegand Marion Günther, Inhaberin der St. Severin Apotheke in Tinnum: „FFP2-Masken (Foto) schützen einen selbst und die Umgebung, OP-Masken bieten einen gwissen Schutz, sind aber nicht so sicher.“Von Frank Berno Timm
Insel Sylt. Ob in Bussen, Bahnen oder Geschäften: Ab kommendem Montag, 25. Januar, dürfen keine selbstgenähten Masken oder Tücher mehr getragen werden, so das Kieler Sozialministerium. Ab diesem Tag müssen es sogenannte FFP2-Masken oder OP-Masken sein. In Kiel ist die entsprechende Verordnung laut Angaben des Ministeriums gerade in Arbeit. Was ist der Unterschied zwischen den Maskentypen? Apothekerin Marion Günther von der St. Severin-Apotheke in Tinnum: „FFP2-Masken schützen einen selbst und die Umgebung, OP-Masken bieten einen gwissen Schutz, sind aber nicht so sicher.“ Während FFP2-Masken an einem kühlen Ort getrocknet und wieder verwendet werden könnten, seien OP-Masken nur einmal benutzbar. Masken dürfen laut Marion Günther nicht feucht werden.
Wie viele Masken nötig?
Wie viele Masken gebraucht werden, ist schwer zu schätzen. Der Kreis Nordfriesland hat laut seinem Sprecher Hans-Martin Slopianka 166.000 Einwohner. „Wie viele Masken jeder einzelne benötigt, hängt von den jeweiligen Lebensumständen ab, und die sind sehr unterschiedlich.“
Bei Marion Günther gibt es genug Masken, die Nachfrage ist groß – und auch die Auswahl: Bei einem großen Online-Händler ergibt die Suche nach dem Begriff „Maske“ mehr als 30.000 Ergebnisse. Die Preise variieren, pro Stück geht es gelegentlich über einen Preis von 1 Euro. Großpackungen bieten eine wirklich verwirrende Vielfalt unterschiedlichster Päckchengrößen – und Preise. Auch Stoffmasken werden übrigens weiter verkauft.
Gibt es nicht auch Gratis-Masken? Nicht wirklich. Sogenannte Risikopatienten – Menschen ab dem 60. Lebensjahr, chronisch Kranke, Frauen mit Risikoschwangerschaft – bekommen von ihrer Krankenkasse zwei Coupons für je sechs Masken, pro Coupon müssen 2 Euro zugezahlt werden. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, muss Masken allein finanzieren, so die AOK Nordwest.
Sprecher Jens Kuschel erläuterte der „Sylter Zeitung“, die Kassen wickelten den Versand der Coupons für den Bund als Dienstleister ab. Das Problem: Gutscheine wurden verspätet angeliefert. Laut Kuschel haben 1,2 Millionen Versicherte Anspruch, 750.000 sind bereits angeschrieben worden. Und wer sich die Maske nicht leisten kann?
„In sozialen Fragen ist in Nordfriesland immer das nächstgelegene Sozialzentrum der erste Ansprechpartner“, so Hans-Martin Slopianka. Einen positiven Nebeneffekt scheinen die Corona-Maßnahmen zu haben: Der Kreissprecher erinnert an Medienberichte, nach denen es in diesem Jahr weniger Grippefälle gebe. „Das ist natürlich auch auf die seit Monaten getragenen Masken und Mindestabstände zurückzuführen.“ Wie sich die FFP2-Masken auf dieses Geschehen auswirken, könne man noch nicht sagen, da diese erst seit wenigen Tagen „vermehrt getragen werden“.
Und wer maskiert arbeiten muss?
Wer zahlt auf der Arbeit?
Die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG Bau) kritisierte, dass Reinigungskräfte, die sich im Kreis Nordfriesland um die Sauberkeit etwa in Schulen kümmern, sich um die eigene Gesundheit Sorgen machen müssten. Einem Großteil der Kräfte stünden nicht genügend kostenlose Masken zur Verfügung. Es komme immer wieder vor, „dass Renigungsfirmen beim Arbeitsschutz knausern“ und Mitarbeiter den Schutz aus der eigenen Tasche zahlen müssten.
Der IG-Bau-Landesvorsitzende Arno Carstensen machte darauf aufmerksam, dass das Einkommen der Betroffenen „kaum für Miete und Lebensunterhalt reicht“.
/ veröffentlicht am: 22.01.2021