- Werbeanzeige -

„Wegweisende“ Entscheidung in der Gemeindevertretung:

Westküstenradweg in Westerland

Foto: openstreetmap.org

Insel Sylt. Entscheidung mit offenen Fragen
Am kommenden Donnerstag steht in der Gemeindevertretung Sylt eine „wegweisende“ Entscheidung an: Die Trassenführung des Westküstenradwegs soll festgelegt werden. Das ambitionierte Vorhaben zur Förderung des Radverkehrs und der touristischen Infrastruktur sorgt jedoch für Diskussionen – insbesondere hinsichtlich der geplanten Streckenführung durch das Zentrum von Westerland. Kritiker bemängeln, dass Anlieger und Gewerbetreibende erneut nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden, obwohl es anders versprochen wurde. Zudem stellt sich die Frage, ob dieses Projekt derzeit wirklich eine oberste Priorität für die Gemeinde Sylt haben sollte.

Planung vorbei an den Betroffenen?
Bereits 2020 hatte der Verkehrsausschuss nach intensiven Diskussionen eine alternative Trassenführung beschlossen: Statt durch die Elisabethstraße sollte der Radweg über die Andreas-Dirks-Straße verlaufen – eine Entscheidung, die Rücksicht auf die Anliegen und Geschäftsleuten nahm. Nun, fünf Jahre später, ist die Elisabethstraße überraschend erneut im Fokus der Planung – erneut ohne vorherige Beteiligung der Betroffenen.

Die Rückkehr zur alten Streckenführung wird mit einer besseren Anbindung an bestehende Radwege sowie geringeren Kosten und einfacherer Umsetzung begründet. Das beauftragte Planungsbüro SHP aus Hannover argumentiert, dass eine geradlinige Führung vorteilhafter sei. Kritiker hingegen bemängeln, dass langfristigen wirtschaftliche Auswirkungen auf die Händler, der Wegfall von Parkmöglichkeiten für Kunden sowie die Notwendigkeit von Lieferzonen kaum berücksichtigt, noch bewertet wurden.

Radweg oder sichere Schulwege?
Ein durchgehender Radweg entlang der Westküste Sylts ist zweifellos eine sinnvolle Idee. Doch ist er derzeit wirklich eine zeitrelevante und eine der dringendsten Investitionen? Während der Radweg hauptsächlich während der fünfmonatigen Radsaison genutzt wird, sind zum Beispiel Schulwege das ganze Jahr über von Bedeutung.

Eltern und betroffene Bürger weisen seit Jahren auf die mangelhafte Verkehrssicherheit für Kinder hin. Fehlende oder unzureichend gekennzeichnete Radwege, parkende Autos und schlecht ausgebaute Verkehrsflächen machen den Schulweg für viele Schüler gefährlich. Besonders betroffen sind das Schulzentrum Sylt sowie der Boy-Peter-Eben-Weg, an dem die Kita Tinnum und die Boy-Lornsen-Schule liegen. Hier kommt es regelmäßig zu Beinahe-Unfällen – der letzte schwere Fahrradunfall auf dem Weg zum Schulzentrum ereignete sich im Juli 2024. Seit mehr als sieben Jahren warten die Tinnumer auf eine sichere Verkehrsplanung und deren Umsetzung.

Warum ein Rückschritt in der Trassenführung?
Die aktuelle Planung hebelt den Beschluss von 2020 aus, der damals unter Einbeziehung der Betroffenen eine tragfähige Lösung erarbeitet hatte.
Die Entscheidung, den Radweg über die Andreas-Dirks-Straße zu führen, wurde bewusst getroffen, um die Interessen der Gewerbetreibenden und Anlieger zu berücksichtigen. Nun könnte die Gemeindevertretung diesen mit den Betroffenen abgestimmten Beschluss kippen – ohne ersichtliche gewichtige Argumente, die eine solche Kehrtwende rechtfertigen.
Während eine geradlinige und kostengünstigere Trassenführung für Touristen attraktiv erscheinen mag, bleibt die Frage, ob dieser Nutzen die möglichen langfristigen Nachteile für Anwohner und Gewerbetreibende überwiegt. Der Tourismus ist zweifellos die wirtschaftliche Basis der Insel – doch die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung dürfen dabei nicht in den Hintergrund geraten.

Lösungsansätze für eine faire Entscheidung
Anstatt eine Entscheidung ohne umfassende Beteiligung der Betroffenen zu treffen, sollte die Trassenführung und deren Auswirkung gemeinsam mit Anliegern und Geschäftsleuten überprüft werden. Es gilt, eine Balance zwischen touristischer Attraktivität und den Interessen der Sylter Bevölkerung zu finden.

Denkbare Alternativen wären:
• eine Verlegung des Radwegs an den Dünenrand
• eine zeitgemäße Überplanung der Andreas-Dirks-Straße unter Einbeziehung angrenzender Flächen des Insel Sylt Tourismus Service (ISTS) am Syltness Center und der Sylter Welle
• eine streckentechnisch sinnvolle Anbindung an bereits bestehende Radwege.
• oder???

Die Entscheidung am Donnerstag wird zeigen, ob die Gemeindevertretung einen transparenten, lösungsorientierten Weg einschlägt – oder ob erneut, ohne Einbindung der Betroffenen, Fakten geschaffen werden.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 26.03.2025
- Werbeanzeige -

Meistgeklickte Artikel

- Werbeanzeige -
  • Jobbörse Sylt
  • Insel Sylt Tourismus-Service GmbH
  • v. Stern’sche Druckerei
  • Sylt Marketing
Alle Rechte bei Sylter Spiegel © 2025