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Entwurf des städtebaulichen Rahmenplans für Westerland vorgestellt

Weniger Kommerz in Innenstadt

Foto: Sylt Connected Rund 40 Besucher waren unlängst dabei, als der Entwurf des städtebaulichen Rahmenplans für Westerland von Studenten der Technischen Universität Berlin vorgestellt wurde.

Westerland.(sc) Zu viel Tourismus, keine städtebauliche Identität und ein nicht zukunftsfähiges Mobilitätsverhalten: Wer sich den 238-seitigen Entwurf des städtebaulichen Rahmenplans für die Westerländer Innenstadt anschaut, den 18 Studentinnen und Studenten im Rahmen ihres Masterstudiums an der Technischen Universität Berlin erstellten, findet dort eine schier unendliche Liste an Punkten, in denen die Studenten dem Zentrum Westerlands Verbesserungsbedarf attestieren.

Fast genau ein Jahr nach Beginn ihrer Untersuchungen präsentierten die Studenten jüngst ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit in einer öffentlichen Videokonferenz, die nicht nur online, sondern auf Einladung der Bürgerinitiative „Merret reicht’s“ auch von rund 40 interessierten Bürgern in der Alten Post aufmerksam verfolgt und anschließend offen diskutiert wurde.

Worum geht es? In einer umfassenden Bestandsaufnahme inklusive Experteninterviews und Online-Umfrage haben sich die Studenten einen Eindruck davon gemacht, wie es um die Westerländer Innenstadt vom Bahnhof bis zur Strandpromenade und vom Schützenplatz bis zum Brandenburger Platz bestellt ist. „Unser Ziel war es, die Probleme und Potenziale Westerlands zu verstehen und Maßnahmen für die kommenden 15 Jahre zu erarbeiten“, erklärte Studentin Viktoria Troll.

In den fünf Themenbereichen Städtebau und Baukultur, Dauerwohnen, Gewerbe und Soziales, Öffentlicher Raum sowie Verkehr und Mobilität untersuchten die Studenten unter der Leitung von Roland Schröder und Lara Stöhlmacher in einzelnen Arbeitsgruppen die Probleme und Herausforderungen, die es ihrer Meinung nach zu lösen gilt und stellten dafür Leitlinien und Ziele auf.

Architektonisch zeigte sich ihnen die Westerländer Innenstadt als buntes Durcheinander aus historischen Gebäuden im Bäderstil, unterschiedlichen modernen Gebäuden und Bausünden der 1960er und 1970er Jahre, alles in unterschiedlichem Gebäude- und Sanierungszustand. Eine Gestaltungsfibel soll für die Zukunft ein einheitliches Ortsbild vorgeben, das die Sanierung erhaltenswerter, alter Gebäude dem Abriss und Neubau bevorzugt. Ein historischer Architekturpfad soll zusätzlich mehr Bewusstsein für die geschichtliche Identität des Ortes schaffen. Viel diskutiert wurde auch die Idee eines grünen Bandes, das sich vom Bahnhof bis an den Strandübergang erstrecken soll: Die Wilhelm- und Friedrichstraße sollen dazu teilweise entsiegelt und begrünt und eine Art Allee geschaffen werden, ausgeschmückt mit zahlreichen Sitzgelegenheiten, Spielgeräten für Kinder und Kunstinstallationen. Während das Ortsbild einheitlicher werden soll, empfehlen die Studenten mehr Vielfalt in der Geschäftswelt: Zu einseitig sei das Angebot in der Innenstadt, zu sehr auf den Tourismus und Konsum ausgelegt, zu wenig auf Bürger und Normalverbraucher. Ihr Lösungsansatz: Mehr konsumfreie Orte für Sylter schaffen. Der Parkplatz am Brandenburger Strand beispielsweise könnte für Märkte und Events genutzt und in der übrigen Zeit mit mobilen Spielelementen gefüllt werden. Das Gebäude am Funkturm samt Außenfläche möchten die Studenten zu einer Begegnungsstätte für Sylter machen, mit konsumfreien Angeboten wie Kunsthandwerksläden oder Tanzstudios. Die Parkplätze sollen indes nicht nur am Brandenburger Strand umfunktioniert werden: „Wir haben uns die Nutzung der Parkflächen genau angeschaut und dabei den Eindruck gewonnen, dass sie vorrangig von Gästen genutzt werden“, erzählte Roland Schröder. „Das würde aber bedeuten, dass viele der wertvollen gemeindeeigenen Flächen außerhalb der Saison als leere Parkplätze brachliegen.“ Eine Umnutzung und Freigabe für den kommunalen Wohnungsbau soll nicht nur die Wohnsituation entspannen, sondern auch dafür sorgen, dass der innerstädtische Verkehr abnimmt. Bei den Zuhörern stießen diese und viele weitere Ideen sowohl auf Zustimmung als auch auf Skepsis, was deren Umsetzung betrifft: „Alles, was heute gesagt wurde, wissen wir bereits“, meinte Edda Raspé. „Auf Sylt geht es um viel Geld und wirtschaftliche Interessen, denen diese schönen Vorstellungen am Ende zum Opfer fallen werden.“ Schließlich schaffe es die Gemeindevertretung schon bei deutlich kleineren Entscheidungen nicht, politische Mehrheiten zu finden.


/ veröffentlicht am: 09.11.2021
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