Weniger Pastoren: Evangelische Gemeinden auf Sylt vor Veränderungen
Viele gehen bald in den Ruhestand
Foto: MKVon Frank Berno Timm
Westerland. Die evangelischen Gemeinden auf der Insel werden sich in den nächsten Jahren stark wandeln. Hintergrund ist ein Kirchengesetz mit einem kryptischen Namen: Personalplanungsförderungsgesetz. Der Westerländer Pastor Simon Ulrich wurde von unserer Redaktion um eine Stellungnahme gebeten.
Nicht nur in Nordfriesland stehen die evangelischen Christen vor dem Problem, dass es in den nächsten zehn Jahren 38 Prozent weniger Pastorinnen und Pastoren geben wird. Dies, so Ulrich, hänge damit zusammen, dass viele Theologen in den Ruhestand gehen und es nicht genug Nachwuchs gibt.
Die Folgen sind auch für die Insel klar: Auch zwischen List und Hörnum, zwischen Westerland und Morsum werden in Zukunft weniger evangelische Seelsorger arbeiten. Wie darüber hinaus auf der Insel zu hören ist, hat Sylt derzeit mehr Pastoren als eigentlich vorgesehen. Ulrich: „Es ist absehbar, dass uns das hier treffen wird.“
Entscheidungen, wie es auch auf Sylt weitergeht, fällt im August die Kirchenkreissynode, eine Art Parlament in der evangelischen Kirche. Letztlich gehe es darum, in den Veränderungen eine Chance zu sehen, betonte der Seelsorger. „Wir werden auf die Probe gestellt, wie ernst wir es mit dem Miteinander auf der Insel meinen.“ Auf ehrenamtliche Mitarbeiter werde eine viel stärkere Rolle zukommen.
Allerdings, und das ist die gute Nachricht, wollen die evangelischen Christen der Insel die Entscheidungen der Synode durch eigene Vorstellungen ergänzen. Ulrich berichtete, dass sich alle insularen Kirchengemeinderäte mit dem Prozess beschäftigen.
Anfang März wurde eine Regionalkonferenz gegründet, die etwa alle drei Monate tagt. Ihr gehören pro Gemeinde zwei Mitglieder an – also insgesamt rund ein Dutzend. Die Konferenz soll neue Strukturen vorbereiten und das insulare Miteinander unter den evangelischen Christen verstärken. „Jeden Tag“, sagte Ulrich, „geht es darum, wie Kirche sein will“.
Dass Sylt – spätestens, wenn Corona vorbei ist – eine bedeutende Tourismusregion ist, fällt bei all dem durchaus nicht unter den Tisch. Die sogenannte Urlauberseelsorge, die es in allen Tourismusregionen gibt, macht auf der Insel laut Ulrich einen wichtigen Teil der gegenwärtigen Arbeit der Pastorinnen und Pastoren aus.
Die anstehenden Veränderungen betreffen die gesamte Nordkirche und sollen gerecht umgesetzt werden. Wie das im Einzelnen aussehen wird, würden die Gespräche in den kommenden Monaten ergeben, sagte der Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Westerland.
/ veröffentlicht am: 17.03.2021