Herbstdeichschau des LKN
Ungenehmigte Bauten an Deichen

Insel Sylt. Für die Mitarbeiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) startete die diesjährige Herbstdeichschau unfreiwilligerweise schon jenseits der Inselgrenzen: Weil die Autozüge an diesem Montagmorgen ausfielen, mussten Baubetriebsleiterin Tanja Nicolaysen und ihre Kollegen mit dem Auto kurzerhand selbst über den Hindenburgdamm fahren. Achtung: Nicht nachmachen, denn die Landesbediensteten gehören zu dem überaus kleinen Personenkreis, die nicht nur die passenden Schlüssel für die Dammtore haben, sondern auch die Erlaubnis, den Hindenburgdamm auf eigene Faust zu überqueren.
So startete der Konvoi aus LKN, Vertretern der Deich- und Sielverbände, des Landschaftszweckverbandes, der Feuerwehren und Bürgermeister Nikolas Häckel dann auch rund eine Stunde später als geplant seine Runde von Morsum aus über die Sylter Deiche, um sich von ihrer Wehrhaftigkeit zu überzeugen. „Sowohl der Nössedeich im Sylter Osten als auch der Ingedeich vor Rantum und der Mövenbergdeich in List sind in einem guten Zustand“, attestierte die Baubetriebsleiterin des LKN auf Nachfrage.
Besonders am Nössedeich gab es dennoch einige Punkte, die für Gesprächsstoff sorgten: Eine Salzwiese, die sich vor längerer Zeit vor dem Deich in Morsum gebildet hatte, hat über viele Jahre dafür gesorgt, dass sich Wasser am Deichfuß gestaut hat. „An solchen Stellen kreuzen sich oft die Interessen von Naturschutz und Küstenschutz“, erläuterte Manfred Uekermann, Vorsitzender des Landschaftszweckverbandes Sylt. „Das Wasser droht den Deich aufzuweichen, aber die Naturschutzverbände drängen zum Schutz der Vögel darauf, die Salzwiese stehen zu lassen – obwohl sie strenggenommen erst durch Menschenhand entstanden ist, als in den 1970er-Jahren im Wattenmeer Sand entnommen wurde.“
Eine Vogelkartierung steht noch aus. Inzwischen hat der LKN aber durch Gräben dafür gesorgt, dass das Wasser abfließen kann. Uneinig war man sich, ob der Zaun um die Salzwiese nötig ist, der aufgrund ständiger Treibselanspülungen regelmäßig erneuert werden muss.
Für große Überraschung sorgte Nicolaysens Hinweis darauf, dass die Umbauten am alten Keitumer Schöpfwerk noch nicht vom LKN genehmigt worden sind. Nachdem das Schöpfwerk schon vor langer Zeit stillgelegt worden war, hatte man das Gebäude vor einigen Jahren aufwendig saniert, Gästetoiletten eingebaut und im Obergeschoss eine Ausstellung der Schutzstation Wattenmeer installiert. Laut Landeswassergesetz müssen derartige Umbauten genehmigt werden. Ein Antrag wurde gestellt, konnte sich Björn Christiansen vom Deich- und Sieverband Nösse erinnern. Nur die Genehmigung steht noch aus.
„Bisher wurde das umgenutzte Gebäude und sein neuer Zweck ja vom LKN geduldet“, beruhigte Nicolaysen. Mit einer Genehmigung sei also früher oder später noch zu rechnen. Anders sehe es mit den ungenehmigten Bänken und insbesondere dem testweise installierten, barrierefreien Tor aus, so die Baubetriebsleiterin. Weil der Landschaftszweckverband die Deichwege rollstuhlgerecht gestalten möchte, wo immer es geht, war das typische, schrägstehende Deichtor, das mit viel Kraft gegen die Schwerkraft geöffnet werden muss, gegen eine Konstruktion getauscht worden, bei der das Tor zur Seite aufgleitet. Zwar ist der Deich auf diese Art barrierefrei erreichbar, „aber ob die neuen Tore den Anforderungen des Deichschutzes entsprechen, muss erst noch geprüft werden.“
Geschrieben von: red/Sylt Connected / veröffentlicht am: 30.11.2021