Rede von GriRede von Gritje Stöver zum Volkstrauertagtje Stöver zum Volkstrauertag
Symbol der Erinnerung
Foto: Privat Gritje Stöver erinnerte am vergangenen Sonntag, dem Volkstrauertag, an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.Keitum. Gritje Stöver, Vorsitzende des Ortsbeirats Keitum/Munkmarsch, hielt anlässlich des Volkstrauertages eine Rede:
Wir schließen uns den Worten des Konfirmanden im heutigen Gottesdienst in der St. Severin Kirche an:
„Selig sind die Frieden stiften.“ Matthäus 5
In einer Zeit, in der Kriege herrschen, lasst uns Frieden stiften.
Sehr geehrte Pastorin Zingel, liebe Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Keitum, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, sehr geehrte Damen und Herren,
der Volkstrauertag lässt uns hier am Keitumer Ehrenmahl zusammengekommen, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken – den Kindern, Frauen und Männern. Ebenso wie das Gedenken, gehört die Erinnerung zum Volkstrauertag. Als Symbol der Erinnerung ist das Keitumer Ehrenmal Ermahner und Prediger zugleich – Ermahner vor den Auswirkungen von Krieg und Verfolgung, Prediger des Friedens.
„Wenn man von Frieden redet, was ist gemeint?“, diese Frage wirft Max Frisch 1948 in seinen Tagebüchern auf und er beantwortet sie auch. „Gemeint ist meistens nur die Ruhe, die durch Vernichtung eines Gegners erreicht wird. Ein amerikanischer Friede oder ein russischer Friede. Ich bin weder für diesen noch für jenen, sondern für den Frieden, den Nicht-Krieg.“
Max Frisch definiert den Frieden also als Nicht-Krieg. Mit diesem Selbstverständnis können wir alle täglich zu Friedensstiftern werden. Es bedarf nicht viel, wir dürfen nur keinen Krieg führen oder ihn unterstützen. Wenn wir es aus dieser Perspektive sehen, sind wir auf einmal, ohne dass wir uns darüber Bewusst waren, ganz viele Friedensstifter.
Auch wenn um uns herum Kriege das friedliche Miteinander durcheinanderwirbeln, sind wir hier auf unserer Insel in einem ruhigen Fahrwasser in einer vielerorts friedlosen Welt. Das ist ein hohes Gut, dass wir bewahren müssen. Wenn unsere Welt nicht untergehen will, müssen wir am Ende des Tages ohnehin „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Spieße zu Sicheln“ machen, so steht es bei Jesaja in der Bibel geschrieben. Daher wäre es doch angebracht erst gar nicht „Pflugscharen zu Schwertern“ und „Sicheln zu Spießen“ werden zu lassen. Ein möglichst friedvoller Weg kann nur über einen fairen, diplomatischen Interessenausgleich erreicht werden.
Und dann kommt dieser Moment, in dem dir gesagt wird du bist naiv, wenn du so denkst. Wir müssen Vernünftig sein. Die gegnerische Macht stellt eine Bedrohung dar, die wir abschrecken müssen, gegen die wir uns frühzeitig zur Wehr setzen müssen. Klinkt logisch, aber auch hier kann man es mit der Bibel halten. So steht bei Paulus geschrieben, dass der Friede Gottes höher ist als alle Vernunft. Ob wir es mit Gott halten oder nicht ist spätestens dann ganz gleich, wenn es um die Frage geht, ob wir bereit wären unsere eigenen Kinder in den Krieg zu schicken. Es ist nicht naiv, sondern steht über aller Vernunft, dass es keinen Sinn macht unsere Kinder zu Waffenträgern und Kanonenfutter zu machen, um einen Gegner zu vernichten. Krieg kann nicht durch Krieg bekämpft werden.
Ich hoffe für uns, unsere Kinder und Enkel, dass wir immer die freie, persönliche Wahl zwischen Krieg und Frieden behalten. Vergangene Generationen hatten es nicht, sie mussten in den Krieg ziehen oder wurden verfolgt und haben zumeist erst im Tod den Frieden gefunden.
Daher Gedenken wir heute der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Ebenso wie das Gedenken, gehört der Frieden zum Volkstrauertag. An einem friedlichen Miteinander festzuhalten – Hierin liegt unsere Verantwortung. Lasst uns Bewahrer des Friedens bleiben. Friede sei mit euch.“
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 19.11.2024