Junges Team drehte Film über Tourismus
Sylter Hollywood in Keitum
Foto: Peter MarnitzKeitum.(P.M.) Die Vorstellungen vom Tourismus des Jahres 2050 für Sylt sind klar umrissen: Es dürfen keine neuen Häuser gebaut werden, die Gäste sind mit E-Bikes und Elektrofahrzeugen unterwegs und auf dem Flugplatz landen nur Heißluftballons. So sehen junge Filmer die Zukunft der Insel, nachdem sie sich eine Woche lang mit den Anfängen des Tourismus vor 166 Jahren und seiner Entwicklung bis heute beschäftigt haben. Es sind elf Sylter Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren, die dem Aufruf der Sölring Museen gefolgt sind, um im Rahmen des Projektes „Kultur macht stark“ am vierten „Sylter Filmstudio“ seit 2018 teilzunehmen. Unter dem Titel „Ab in die Sommerfrische“ entstand binnen einer Woche ein Film über die Geschichte des Sylter Tourismus. Von der Grundidee über das Buch bis zum Dreh vor Ort, von Trick-Sequenzen bis zum Schnitt wurde alles in Teamarbeit gelöst.
Betreut von Malte Weber, der sich als Film-Pädagoge einbrachte, „opferten“ die Jung-Filmer eine Woche ihrer Herbstferien und verwandelten das Pastorat St. Severin in ein Sylter Hollywood.
Vom Pfarrsaal-Studio schwärmte das junge Filmteam zu den unterschiedlichen Drehorten aus. So stand unter anderem ein Außentermin im Hotel Miramar auf dem Plan. „Das war in dem historischen Gebäude so ein bisschen ein Blick in die Vergangenheit“, berichtet der zwölfjährige Ben. „Leider hat das Interview mit dem Hoteldirektor aus zeitlichen Gründen nicht geklappt“, ergänzt Alexander Römer, Leiter der Sölring Museen, der das Team nach Westerland begleitet hat.
Am letzten Drehtag bescheinigt Malte Weber dem ganzen Team eine geradezu professionelle Haltung: „An jedem Tag wurde von 9 bis 16 Uhr intensiv an dem gemeinsamen Projekt gearbeitet. Von der Recherche zum Thema bis zum Erstellen selbst entwickelter Trick-Sequenzen haben alle sehr viel geleistet. Das ist schon ein tolles Team!“
Es war auch eine anspruchsvolle Aufgabe, die Sylter Tourismus-Geschichte von den Anfängen bis zum Blick in die Zukunft in einen drei- bis fünfminütigen Film so aufzuarbeiten, dass er später die Zuschauer fesselt. Im Rückblick können die Teilnehmer von vielen intensiven Diskussionen berichten, in denen es unter anderem darum ging, wie zum Beispiel der Bau des Hindenburgdamms den Tourismus verändert hat und wie der Fremdenverkehr das Aussehen der Insel prägte. Dazu verwandelten sich vor und hinter der Kamera Schülerinnen und Schüler zu Film-Experten, die nicht nur selbstverständlich von „Stop Motion“ und „Slow Motion“ reden, sondern jetzt auch praktische Erfahrungen damit vorweisen können.
Wie gut die in dieses Projekt geflossenen Fördergelder angelegt sind, davon konnte sich auch Michael Kempmann vom Deutschen Volkshochschulverband überzeugen. Er war am letzten Drehtag aus Bonn angereist: „Wir fördern im Rahmen unseres Projektes ,Talent-Campus‘ solche Aktionen in ganz Deutschland mit insgesamt fünf Millionen Euro. Was hier entstanden ist, kann man als vorbildlich bezeichnen.“
Noch ist der fertige Film nicht öffentlich zu sehen. In rund einem Monat soll das Werk dann erst in einer Preview den Mitgliedern des Filmteams und ihren Familien gezeigt werden, bevor es in die Dauerausstellung des Sölring Museums in Keitum aufgenommen wird. Auch über den YouTube-Kanal des Museums wird der Film abrufbar sein.
Die Sölring Museen sind ebenso Kooperationspartner des „Sylter Filmstudios“ wie die VHS Sylt, die Gemeinde Sylt und die Keitumer Kirchengemeinde St. Severin. Das Zusammenspiel der Partner soll auch im nächsten Jahr wieder ermöglichen, dass sich ein neues Filmteam um ein neues Thema kümmern kann.
Die „Jungfilmer“ Ben und Hellen jedenfalls können sich durchaus vorstellen, auch 2022 wieder mitzumachen: „Das war so spannend und hat so viel Spaß gemacht. Es war interessant, so viel über ein Thema zu erfahren, von dem man vorher keine Ahnung hatte.“
/ veröffentlicht am: 12.10.2021