Sylter Betriebsräte schreiben Offenen Brief an Ministerpräsidenten Daniel Günther
Sorge um Nahverkehrslage auf der Marschbahn wächst
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Florian Korte
Einige der unterzeichnenden Personal- und Betriebsräte v.l.: Jörg von Böhlen (Asklepios Nordseeklinik), Mathias Habke (Peter Jacobsen), Nicole Möller (Gemeinde Sylt), Lars Petersen (Peter Jacobsen), Dieter Schau (Sylter Verkehrsgesellschaft), Anne Hostenbach (Schulverband Sylt), Jochen Woysch (Energieversorgung Sylt) sowie Peter Harms (Gemeinde Sylt)
Sylt. Die aktuelle Situation auf der Marschbahn sorgt erneut für erhebliche Unruhe auf der Insel. Ein Zusammenschluss von Personal- und Betriebsräten einiger der größten Arbeitgeber Sylts, der derzeit rund 1.600 Beschäftigte vertritt, hat sich mit einem dringlichen Schreiben an den Ministerpräsidenten Daniel Günther gewandt. Die Botschaft: Die Lage im Regionalverkehr zwischen Festland und Insel habe einen kritischen Punkt erreicht und sei nicht länger tragbar.
Bereits 2017 hatten die Betriebsräte einen ähnlichen Appell formuliert. Acht Jahre später, so heißt es in dem nun veröffentlichten Brandbrief, sei die Situation trotz wiederholter politischer Beteuerungen weiter eskaliert. Die Infrastruktur der Marschbahn befinde sich „in einem Zustand, der nicht mehr hinnehmbar ist“. Zugausfälle, Verspätungen und eine nach Ansicht der Verfasser unzureichende Informationspolitik führten zu massiven Belastungen im Berufs- und Privatleben der Pendlerinnen und Pendler.
Existenzielle Probleme für Beschäftigte – keine Ausweichmöglichkeiten
Die Betriebsräte betonen, dass Sylt – anders als viele andere Regionen – keine alternativen Verkehrswege habe. Beschäftigte seien vollständig auf die Bahnverbindung angewiesen, um ihre Arbeitsplätze auf der Insel zuverlässig zu erreichen. Die Folgen der aktuellen Störungen sind laut Schreiben gravierend:
• Starker Zeitverlust durch Verspätungen und Zugausfälle
• Unzuverlässige Kinderbetreuung, da Abholzeiten kaum planbar sind
• Beeinträchtigter Schulweg für Kinder und Jugendliche auf dem Festland
• Ausgefallene Ablösungen in Pflegeeinrichtungen, Kliniken und im ÖPNV, die zu Mehrarbeit führen
• Überfüllte Züge, die Fahrgäste teilweise nicht mehr aufnehmen können
Auch das Betriebsklima leide zunehmend, da das Verständnis zwischen insularen und pendelnden Beschäftigten schwinde. Die wiederkehrenden Probleme wirkten sich zudem negativ auf die Personalgewinnung und -bindung aus. Viele Bewerberinnen und Bewerber schrecken inzwischen vor einer Tätigkeit auf Sylt zurück, während bestehende Mitarbeitende nach Alternativen auf dem Festland suchen.
Wirtschaftlich starke Region fühlt sich abgehängt
Die Unterzeichner des Schreibens äußern die Sorge, dass sich Sylt und seine wirtschaftsstarken Branchen zunehmend vom Rest des Landes abgekoppelt fühlen. Gerade in einer Region, die stark vom Tourismus abhängig ist, seien zuverlässige Verkehrsverbindungen unverzichtbar – nicht nur für Beschäftigte, sondern auch für Gäste. Besonderes Unverständnis herrscht darüber, dass der Ausbau der Marschbahnstrecke laut jüngsten Berichten erneut zeitlich nach hinten verschoben wurde. Angesichts der bereits bestehenden Belastungen sei dies für die Insel „ein fatales Signal“.
Appell an die Landesregierung
Die Betriebsräte bitten den Ministerpräsidenten eindringlich, sich „persönlich der geschilderten Situation anzunehmen“ und zeitnah auf ihren Appell zu reagieren. Die Lage erfordere sofortiges und entschlossenes Handeln, um die Funktionsfähigkeit des Pendelverkehrs und damit die wirtschaftliche Stabilität der Insel zu sichern.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 19.11.2025











