Drei Wochen nach dem Fund einer Riesenschildkröte in Hörnum äußert sich der Chef des Aquariums
Sie hat das gut weggesteckt
Foto: Köster Inzwischen wieder putzmunter bewegt sich die sogenannte unechte Karett-Schildkröte, die vor knapp drei Wochen in Hörnum gefunden wurde, durch ein exklusiv für sie reserviertes Becken im Sylt-Aquarium.Insel Sylt. Sie hatte einen weiten Weg hinter sich, als sie vor knapp drei Wochen am Strand von Hörnum den ersten Spaziergängern begegnete und diese umgehend bei der örtlichen Schutzstation Wattenmeer Alarm schlugen. „Die unechte Karett-Schildkröte entstammt wahrscheinlich einer Population aus dem Mittelmeer und ist zusammen mit drei anderen Schildkröten von dort die französische Küste hochgekommen. Die eine kam am Ende bis nach Hörnum“, sagte der Chef des Sylt-Aquariums, Stefan Köster, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Chef der Schutzstation hatte sich nach dem spektakulären Fund bei Stefan Köster gemeldet und um Hilfe gebeten. Seehundjäger brachten die Kröte anschließend vom Fundort im Inselsüden ins Aquarium nach Westerland. Drei weitere dieser großen Meeresschildkröten sind nach Kösters Kenntnis durch den Ärmelkanal geschwommen und in den Niederlanden aufgetaucht – „eine davon übrigens an dem Tag, an dem auch unsere gefunden wurde“, ergänzte er. Wahrscheinlich waren die Schildkröten gemeinsam unterwegs.
Die Kröte, die es bis nach Hörnum geschafft hat, erfreut sich inzwischen wieder guter Gesundheit: „Sie hat das gut weggesteckt.“ Die Kröte erholt sich aktuell noch hinter den Kulissen der öffentlichen Becken und befindet sich in Quarantäne, darf also derzeit nicht mit anderen Tieren in Kontakt kommen und ist deshalb nirgends zu sehen.
„Das Interesse an ihr ist aber immer noch sehr groß. Immer wieder rufen Menschen an und fragen, ob und wann sie die Meeresschildkröte sehen können“, so der Chef des Aquariums. Der ist seit dem Kröten-Fund in engem Kontakt mit den entsprechenden Behörden des Landes, denn es stellt sich die Frage, wo sie in Zukunft leben soll. Köster machte im Gespräch mit der Sylter Zeitung kein Geheimnis daraus, dass er sich gut vorstellen könnte, sie für das Aquarium zu behalten. Denn: „Sollte es noch einmal zu einem Fund kommen, könnten wir inzwischen lernen, wie man am besten mit so einem Tier umgeht.“ Schließlich sorge die globale Erwärmung dafür, dass Schildkröten dieser Art inzwischen auch in unseren Breiten auftauchten.
Bleibt sie also im Aquarium in Westerland oder nicht? „Mein Standpunkt ist, sie für das Aquarium zu behalten, wenn das geht. Aber das entscheide am Ende nicht ich, sondern die vorgesetzten Behörden. Ich würde mich bei einer entsprechenden Entscheidung auch nicht dagegen sperren, sie nach Abschluss der Pflegemaßnahmen auszuwildern. Beide Optionen sind prinzipiell möglich.“
Stefan Köster lässt ihn sehr vorsichtig und zwischen den Zeilen durchblicken, seinen Wunsch, die Schildkröte für das Aquarium in Westerland zu gewinnen. „Aber auch nicht auf Krampf. Wie gesagt: das müssen andere entscheiden.“
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wo die Schildkröte mit Fundort in Hörnum ihre Zukunft verbringt. Stefan Köster will jede Entscheidung umsetzen und hat vor allem eins im Auge: eine stabile Gesundheit der unechten Karett-Schildkröte.
Geschrieben von: Heiko Wiegand / veröffentlicht am: 09.01.2024