Ehrenvorsitzender der Sylter Unternehmer warnt vor Stillstand
Peter Matthiesen im Gespräch
Foto:
Sylt1 TV
Sylt. Peter Matthiesen, Ehrenvorsitzender der Sylter Unternehmer und über Jahrzehnte prägende Persönlichkeit in Politik, Verwaltung und Wirtschaft, sieht Sylt an einer kritischen Belastungsgrenze. In einer umfassenden Einschätzung beschreibt der 86-Jährige den starken Anstieg der Zweitwohnungen als zentrales Problem. Rund 10.000 entsprechende Objekte verzeichne die Insel inzwischen, wodurch bezahlbarer Wohnraum immer knapper werde und viele Einwohner abwanderten.
Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung für Matthiesen in seinem Heimatort Archsum, der nach seinen Beobachtungen über Jahrzehnte nahezu entvölkert wurde. Viele Häuser stünden inzwischen überwiegend leer, was er als Sinnbild für eine Entwicklung bewertet, die politischen Handlungsbedarf erfordere und dem Dauerwohnraum wieder Vorrang geben müsse.
Im Mittelpunkt seiner Kritik steht weiterhin der Bebauungsplan 28, den die Kreisverwaltung nach seiner Darstellung nicht als tragfähiges Modell beurteilt. Matthiesen spricht sich für eine strikte Begrenzung weiterer Zweitwohnungen aus und hält es im Bereich des B-Planes für notwendig, vollständig auf neue Feriennutzungen zu verzichten. Die starke Ausrichtung auf Ferienimmobilien betrachtet er als Fehlentwicklung, da sie die Infrastruktur belaste, ohne der Inselbevölkerung ausreichenden Nutzen zu bringen.
Sorge bereitet ihm zudem die fehlende Versorgung älterer Menschen. Eine moderne Pflegeeinrichtung fehle weiterhin, nachdem ein entsprechendes Projekt in Bahnhofsnähe früher politisch verhindert worden sei. Viele ältere Inselbewohner müssten aus diesem Grund wegziehen, was Matthiesen als gravierende soziale Lücke einordnet.
Auch Westerland sieht er vor großen Aufgaben. Leerstände, hohe Mieten und eine überfällige Modernisierung der Promenade gehören für ihn zu den Bereichen, die dringend angegangen werden müssten. Die aktuellen städtebaulichen Ansätze der Sylter Unternehmer bewertet er jedoch als wichtigen Schritt zur Erneuerung.
Trotz seiner Kritik bleibt Matthiesen Sylt eng verbunden. Für ihn bleibt die Insel ein außergewöhnlicher Lebensort. Sein Appell richtet sich an Verwaltung, Politik und Bevölkerung: Nur mit mehr Austausch und weniger Konfrontation könne Sylt eine stabile Zukunft gestalten.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 20.11.2025











