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Die Braderuper Heide blüht

Lila Magie

Foto: Nicole Lütke

Braderup. Als Kind der Lüneburger Heide weiß ich um die Faszination: Jedes Jahr Ende August bis Anfang September pilgern Touristen in die Heidegebiete, um sich die zart-lilafarbenen Blütenteppiche anzusehen. Doch wie erklärt man diese Magie? – Frühmorgens in der Braderuper Heide: Die Sonne strahlt schon früh vom wolkenlosen Himmel. Es ist still, nur die Möwen kreischen in der Ferne. Postkartenidylle am Wattenmeer. Vielleicht, so schwant es mir, kann man die Schönheit der Landschaft nicht erklären, nicht auf Fotos einfangen. Man muss sie mit eigenen Augen sehen.

Sensibles Ökosystem
Das 137 Hektar große Areal der Braderuper Heide liegt zwischen den Orten Braderup und Kampen. 50 Prozent der Heidelandschaften Schleswig-Holsteins liegen auf Sylt. Ein schützenswertes, sensibles Ökosystem breitet sich zu meinen Füßen aus. Maike Lappoehn von der Naturschutzgemeinschaft Sylt bringt mir die Heide der Insel näher.

Der Verein kümmert sich im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung um Pflege und Erhalt der Braderuper Heide. Schon seit 1979 steht sie unter Naturschutz.
„Die Heidelandschaft ist eine von den Menschen geschaffene und beeinflusste Kulturlandschaft“, erklärt Maike Lappoehn.
Wie entwickelte sich die Heide? Nach der letzten Eiszeit hatten sich auf der Geest nährstoffarme Sandböden gebildet, auf denen sich Wälder entwickelt haben. Um Platz für Felder und Ackerböden zu schaffen, rodeten die Menschen die Bäume. Auf den aufgegebenen Brandflächen breitete sich das Heidekraut aus, denn es kommt mit nährstoffarmen, sauren Böden gut zurecht. Wenn man den Blick über die weite Landschaft in Braderup schweifen lässt, kann man sich kaum vorstellen, dass Heidelandschaften in Schleswig-Holstein bedroht sind. Weil sie als Ökosystem einer Vielzahl von Tieren einen Lebensraum bieten, sind sie unbedingt schützenswert. Rund 2.500 Tier- und 150 Pflanzenarten wurden in der Heide entdeckt, fast die Hälfte steht auf der Roten Liste. Auch seltene Pflanzenarten wie Arnika, Lungenenzian und Knabenkraut sind hier zu finden.

Intensive Pflege ist notwendig
Zu den charakteristischen Tierarten, die hier leben, gehören neben Hasen, Kaninchen und Füchsen auch Mäuse sowie Feldeidechsen und Kreuzkröten. Darüber hinaus sind weit über 1.000 verschiedene Insektenarten, 219 Käfer-, 84 Spinnen- und fünf Heuschreckenarten zu finden. Die Heide bietet Feldlerchen und Wiesenpieper geeignete Lebensräume.
„Damit die Heide nicht überaltert und sich dort keine Bäume entwickeln, muss sie gepflegt werden“, erklärt Maike Lappoehn. Nur so kann der besondere Charme der Landschaft und die Artenvielfalt erhalten werden.
Eine Pflegemaßnahme auf Sylt ist über 1.000 Jahre alt: das Plaggen. Bei dieser Technik wird die oberste und nährstoffreiche Humusschicht abgetragen. So kann die Heide aus dem Roh-Humus wieder nachwachsen, ohne wieder gleich zu verholzen.
Andere Maßnahmen sind das Mähen, Brennen und die Schafbeweidung. Der Fraß der Schafe regt das Wachstum neuer Triebe der Besenheide an. Die Herde norwegischer Tiere, der „Norsk Spaelsau“, geht von April bis Oktober ihrer Arbeit nach. Das Entkusseln dient dazu, kleine Gehölze in der Heide zu entfernen, sonst würde sich schnell wieder Baumbestand entwickeln.
Die Heide leidet auch an invasiven Arten, die ihr zu Leibe rücken. Eine davon: die sogenannte Sylter Rose. Die wurde in den 1920er Jahren von der ostsibirischen Halbinsel Kamtschatka eingeführt und hast sich seitdem extrem ausgebreitet. Sie überwächst die natürliche Heidevegetation, weil sie durch starken Bodenfrost nicht am Wachsen gehindert wird.

Ehrenamtliche kümmern sich um die Heideflächen
Die Naturschutzgemeinschaft Sylt (NSG) wurde 1924 gegründet und fusionierte 1978 mit der Bürgerinitiative Sylt, die 1970 anlässlich des erfolgreich verhinderten Hochhausprojekts „Atlantis“ gegründet worden war. Über die Hälfte der rund 350 Mitglieder sind Sylter. Die Hauptarbeit erledigen Ehrenamtliche, Bundesfreiwilligendienstler, Praktikanten und Mitarbeiter, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. Dazu kommt Maike Lappoehn als hauptamtliche Geschäftsführerin.
Die NSG ist offizieller Schutzträger für die Naturschutzgebiete Braderuper Heide und Morsum-Kliff sowie für die FFH Gebiete „Küstenlandschaft Sylt-Ost“, Teilbereich Morsum mit Teilflächen des LSG „Morsum“ und „Dünen-und Heidelandschaften Nord-und Mittelsylt“ mit einem 16 Hektar großen Teilbereich um die Kampener Kupferkanne.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 16.08.2022
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