Tinnumer Standort in Kritik
Großwärmepumpe für Westerland
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www.aalborgcsp.de/projekte/fernwaerme/102-mw-luft-wasser-waermepumpe-fuer-envafors-dk
Sylt. Die Energieversorgung Sylt EVS plant den Bau einer Großwärmepumpe mit 7,2 Megawatt Leistung für das Fernwärmenetz in Westerland. Ziel ist die schrittweise Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und ein geringerer Einsatz fossiler Energieträger, wie er im Jahr 2021 in Betrieb genommenen, 10,2 Megawatt starken, mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerk aktuell noch erfolgt. Über die grundsätzliche Notwendigkeit einer solchen Anlage besteht auf Sylt weitgehend Einigkeit. Zwar könnte das Blockheizkraftwerk perspektivisch mit Wasserstoff CO2-neutral betrieben werden, jedoch werden die Kosten hierfür als zu hoch angesehen und die ausreichende Verfügbarkeit von Wasserstoff bezweifelt.
Deutlich kontroverser wird allerdings der derzeit favorisierte Standort in Tinnum diskutiert. Der Ortsbeirat Tinnum und der Ortsbeirat Westerland sehen hier grundlegende Fragen der Flächenpolitik, der städtebaulichen Entwicklung und der Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich berührt. In einer gemeinsamen Sitzung am 18. November 2025 wurde das Thema ausführlich beraten.
Die EVS betreibt bereits heute ein Fernwärmenetz, das Teile Westerlands mit Wärme versorgt. Mit einer Großwärmepumpe soll künftig Umweltwärme genutzt und der CO2-Ausstoß als Alternative zur Nutzung von Wasserstoff für das Blockheizkraftwerk deutlich reduziert werden. Die Großwärmepumpe wird daher als zentrale alternative Maßnahme für die Einhaltung von Sylts Klimazielen und die langfristige Sicherung des Fernwärmenetzes in Westerland dargestellt.
Technisch sind solche Anlagen inzwischen ausgereift und werden bereits vorwiegend in Dänemark umgesetzt. Sie können einen erheblichen Teil der benötigten Wärmemengen liefern und bisherige Erzeugungsformen, die auf Gas oder andere fossile Energieträger setzen, deutlich zurückdrängen. Gleichzeitig handelt es sich aber um Anlagen mit einem sehr hohen Strombedarf, der dauerhaft gedeckt werden muss. Damit rückt zwangsläufig auch die Frage in den Fokus, wie der dafür notwendige Strom erzeugt wird und welche zusätzlichen Netzausbau- oder weiteren Infrastrukturmaßnahmen hierfür erforderlich sind.
Der Standort in Tinnum wird sehr kritisch gesehen. Die Kritik entzündet sich dabei nicht an der Technik selbst, sondern an der bislang unabgestimmten Standortwahl. Die von der EVS favorisierte Fläche liegt in Tinnum auf einem Areal, das nach Ansicht des Ortsbeirats Tinnum und des Ortsbeirats Westerland eine besondere strategische Bedeutung für die künftige Entwicklung der Gemeinde Sylt hat.
Es handelt sich um die letzte gewerbliche Potenzialfläche der Gemeinde Sylt. Diese Fläche langfristig mit einer Großwärmepumpe zu belegen, hätte weitreichende Folgen. Gewerbeflächen sind auf Sylt extrem knapp. Jede zusätzlich verfügbare Fläche ist wichtig, um Betrieben zukünftige Perspektiven auf der Insel zu geben, Arbeitsplätze zu sichern und künftige Entwicklungen für nachfolgende Generationen im Gewerbebereich überhaupt noch möglich zu machen.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 25.11.2025











