Die Manfred Degen Kolumne
Fragen zum Weihnachtsfest #33/2025
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Gehen Sie am Heiligabend in die Kirche? Machen Sie das, weil Sie die Geburt des Heilands feiern wollen? Oder suhlen Sie sich dort glückstränennass in Ihren Kindheitserinnerungen? Können Sie sich überhaupt auf die Frohe Botschaft konzentrieren, weil zuhause die Gans im Ofen brutzelt und die Abschaltautomatik manchmal klemmt?
Haben Sie auch so eine lustige Weihnachtsmannfigur an Ihrer Hausfassade hängen? Ist Ihnen eigentlich klar, dass, wenn Sie 248 dieser Figuren an Ihre Hausfassade tackern, Sie die Heizkosten um sieben Prozent senken können?
Werden Sie im Dezember auch ständig mit Christstollen beschenkt? Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie diese sukadeverseuchten Mehlklötze in der Grauen oder Braunen Tonne entsorgen?
Sind Sie auch von den Gören genervt, die in den Fußgängerzonen stehen und mit ihren Blockflöten oder Musikschul-Fideln unsere schönen Weihnachtslieder meucheln und sich auch noch erdreisten, mit aufgeklapptem Futteral unser aller Geld einzufordern? Und drohen Sie dann auch mit der Polizei und schicken die Rotzlöffel zum Üben nach Hause?
Ich habe mich dann selbst dahingestellt und „Maria durch ein Dornwald ging“ gesungen – Acapella und zweistimmig – auf Latein. Alle 27 Strophen.
Gut – es soll nicht so ganz toll gewesen sein – die Friedrichstraße war nachher menschenleer – aber ich fand’s immer noch besser als das Weihnachtsoratorium von den Krawallkindern mit Fausthandschuhen auf der Blockflöte.
Die Weihnachtstage sind jedes Mal eine große Belastung für Körper, Geist und Seele. Haben Sie Ihre Hausapotheke schon ertüchtigt? Oder wollen Sie sich der Gefahr aussetzen, des Nachts mit einem dicken Saufkopf aufzuwachen, weil Glühwein unredlich in Ihre Biografie grätschte und Sie sich im Dunkeln statt des Sprudelglücks einer Aspirin eine Zahnersatz-Reinigungstablette reinpfeifen?
Nehmen wir mal an, dass Sie das Weihnachtsfest zu dritt feiern. Es gibt Gans. Die hat aber nur zwei Keulen. Wie lösen Sie das Problem? Erinnern Sie Ihre Frau (ihren Mann) daran, eine vegane Ernährung erwägt zu haben und jetzt der Zeitpunkt der Umsetzung gekommen sei? Weisen Sie Ihre Schwiegermutter darauf hin, dass bei gleichzeitiger Einnahme von Cholesterinsenkern und Gänsekeulen starke Unverträglichkeiten drohen? Oder fordern Sie barsch beide Keulen, quasi als Kompensation, weil Mutti und Schwiegermama sich gleich das André-Rieu-Weihnachtskonzert anschauen wollen?
Verzichten Sie jetzt im Dezember auf Alkoholgenuss, weil Sie Angst vorm Blasen haben oder weil Sie tatsächlich begriffen haben, dass man hackevoll kein berechenbarer Autofahrer mehr ist?
Gehören Sie etwa auch zu denen, die Silvester auf Marktplätze und Promenaden strömen, dort sauren, körperwarmen Sekt saufen, womöglich aus der Flasche, weil mal wieder keiner an die Gläser gedacht hat? Haben Sie tatsächlich Vergnügen daran, jedem Sackgesicht ein gutes Neues Jahr zu wünschen, Ihnen unbekannte und womöglich mit hochresistenten Keimen behaftete Menschen abzuknutschen und anschließend mit einem wildgewordenen Knallfrosch zu tanzen?
Oder sind sie eher so ein Typ, der immer nur rummeckert und behauptet, dass man mit den 120 Millionen, die da verballert werden, was Sinnvolles hätte machen können? Dann gehören sie doch bestimmt auch zu denen, die sich eine Liste mit guten Vorsätzen für das Neue Jahr gemacht haben so von der Sorte wie: weniger Fleisch essen, mal ins Programm der Volkshochschule schauen, mehr Nordic Walking, Handschuhe für indische Waisenkinder stricken oder vielleicht – beten?!?
Wenn‘s nix nützt – schaden tut‘s sicher auch nicht.
Geschrieben von: Manfred Degen / veröffentlicht am: 24.12.2025










