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Die Manfred Degen Kolumne

Familienbande #06/2025

Foto: Archiv

Also, ich finde, ich war ein guter Vater – damals. Nein, nein, ich war kein Despot, der ein Schreckensregiment in den Kinderzimmern aufgeführt hat. Ich war ein mitfühlen-der, toleranter Kinderversteher.

Vor uns – also in den Sechzigern, das war ja noch Nachkriegszeit. Da mussten die Kin-der noch strammstehen, Lederhose tragen, Volkslieder singen und Gewaltmärsche um’s Haus machen. Da war ich ganz anders – obwohl – Familienoberhaupt war ich natürlich auch. Jeder konnte im Rahmen meiner Familiengesetze nach seiner Fasson glücklich werden.

Als meine Tochter beispielsweise in dem Alter war, dass sie die ersten jungen Burschen mit nach Hause brachte, habe ich mir die erst einmal vorgeknöpft und verschärft überprüft, ob sie zu uns passen: „Was machst‘n so? Wo wohnst‘n du? Warst du schon beim Bund? Hast du kein’n Friseur…? Womit verdient denn dein Vater sein Geld? Vielleicht Hütchenspieler oder so…? Und du… Was willst du später mal werden?“

Oft passte mir das Ergebnis nicht und dann habe ich die Kerle aus der auflodernden Beziehung rausgemoppt. Das war reine Für-sorge. Schließlich konnte meine Tochter ja gar nicht erkennen, wer zu ihr passt – da standen ihr doch ständig ihre Gefühle im Weg.

Also, ich finde, ich war ein guter Vater – damals. Nein, nein, ich war kein Despot, der ein Schreckensregiment in den Kinderzimmern aufgeführt hat. Ich war ein mitfühlen-der, toleranter Kinderversteher.

Vor uns – also in den Sechzigern, das war ja noch Nachkriegszeit. Da mussten die Kin-der noch strammstehen, Lederhose tragen, Volkslieder singen und Gewaltmärsche um’s Haus machen. Da war ich ganz anders – obwohl – Familienoberhaupt war ich natürlich auch. Jeder konnte im Rahmen meiner Familiengesetze nach seiner Fasson glücklich werden.

Als meine Tochter beispielsweise in dem Alter war, dass sie die ersten jungen Burschen mit nach Hause brachte, habe ich mir die erst einmal vorgeknöpft und verschärft überprüft, ob sie zu uns passen: „Was machst‘n so? Wo wohnst‘n du? Warst du schon beim Bund? Hast du kein’n Friseur…? Womit verdient denn dein Vater sein Geld? Vielleicht Hütchenspieler oder so…? Und du… Was willst du später mal werden?“

Oft passte mir das Ergebnis nicht und dann habe ich die Kerle aus der auflodernden Beziehung rausgemoppt. Das war reine Fürsorge. Schließlich konnte meine Tochter ja gar nicht erkennen, wer zu ihr passt – da standen ihr doch ständig ihre Gefühle im Weg.

Einmal hatte sie einen Freund mit türkisch-orthodoxem Migrationshintergrund. Mit dem habe ich mich angeregt unterhalten: „Na, erzähl mal – wie viel Bundesländer gibt es denn deiner Ansicht nach so? Kannst du ein Gedicht von Goethe aufsagen? Für wen bist du eigentlich, wenn Deutschland gegen die Türkei spielt?“ Er behauptete, er halte zu den Deutschen, wobei aber die Stimme leicht zitterte. Das gab natürlich Abzüge. Ich finde ja, solche jungen Leute aus fremden Ländern sollten den Begriff „Willkommenskultur“ jeden Tag neu feiern. Dann habe ich noch seinen Wortschatz getestet, indem ich ihn bat, Alltagsvokabeln nachzusprechen: Integrationspolitik-Debatte, Zwangsheirat, Burkaverbot, Karnevalsprinz, Weihnachtsmarkt, Transfer-Leistungsempfänger. An der Stelle rastete mein Töchterchen aus und heulte: „Manno, Papa, was soll das Theater? Mehmet ist in Deutschland geboren und hat seinen Diplom-Ingenieur gebaut, während du es nur zum Komiker gebracht hast…!“ Lächerlich – türkische Ingenieure – was können die denn schon: Minarette bauen, Wasserpfeifen konstruieren und wenn‘s hoch-kommt, einen Opel Ascona tiefer legen. In einem Vieraugengespräch habe ich meinem Kind dann nahegelegt, es mal mit ei-nem Mitteleuropäer zu versuchen, nur so, zum Vergleich. Sie hat mir dann empfohlen, mich beim Bundesamt für Migration zu bewerben statt als Leichtlohnkraft für den Staatskonzern Bahnsteigkarten zu verkaufen. Die erforderliche charakterliche Deformation für den neuen Job hätte ich mit Sicherheit…
Ich sach‘ dir: Die eigene Sippe muss funktionieren, wie ein Räderwerk und ich bin die Sprungfeder, die alles antreibt. Ich war damals rund um die Uhr auf Alarm gebürstet. Denn wenn du nur einen Augenblick nicht hinschaust, fransen dir die Ränder aus und jeder macht, was sie will.

Nein, nein, ich bin Minderheiten gegen-über extrem tolerant. Beispiel: Meine Frau kam damals aus Unterfranken. Die sprechen dort einen Hardcore-Dialekt – also undäfrängisch. Gemessen an diesem exotischen Gebrabbel hörte sich das Deutsch von Mehmet tatsächlich so an wie das von Walter von der Vogelweide … also – äh …ungefähr…


Geschrieben von: Manfred Degen / veröffentlicht am: 13.04.2025
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