Zum Abschied von Dr. Ulrich Wenning in den Ruhestand - ein Gastbeitrag von Bettina Dethloff
Einmal Nordseeklinik und zurück
Foto: oh Dr. Wenning mit dem Asklepios-Maskottchen auf einem Flur der Nordseeklinik.Westerland. In der Nordseeklinik fing alles an, und dort ging sein Arbeitsleben nun auch zu Ende: Am gestrigen Dienstag begab sich Dr. Ulrich Wenning in den wohlverdienten Ruhestand. Zwischen „Anfang und Ende“ ist natürlich so einiges passiert. Kurz nach Beendigung des Medizinstudiums in Münster kam ein Anruf eines Arztes aus der Klinik, den er während einer Famulatur im Verlauf des Studiums in der Klinik kennengelernt hatte, mit dem Hinweis auf eine freie Assistenzarzt-Stelle in der Chirurgie der Nordseeklinik, die er am 1. Januar 1983 kurzentschlossen auch antrat. Der damalige Chefarzt der Chirurgie war Dr. H. Bülck. Der Chirurg wollte ihm so viel medizinisches Rüstzeug wie möglich für die nahe Zukunft vermitteln, da bereits zu Beginn fest stand, dass nach den ersten Jahren, anstelle des Wehrdienstes, einige Jahre als Arzt in Afrika im Rahmen des Entwicklungsdienstes bevorstanden.
„Dr. Bülck hat mich in allen möglichen Bereichen eingesetzt“, erinnert sich Ulrich Wenning gut und fügt schmunzelnd hinzu: „Die Frage ‚Haben Sie das schon mal gemacht?‘ hörte ich ständig während der zweijährigen Assistenzarzt-Zeit.“
Als diese beendet war, zog er mit seiner Familie ins südliche Afrika. „Von dieser Zeit könnte ich nun eine Stunde lang erzählen“, erklärt er. „Es war eine schwere, aber dennoch eine schöne Zeit, mit vielen lehrreichen Erfahrungen.“ Trotz des großen Engagements vieler Helfer habe er allerdings auch die Schattenseiten internationaler Entwicklungshilfe mitansehen müssen. „Die schwächsten der Schwachen blieben auch hier oft auf der Strecke“, erinnert er sich, und man merkt, wie ihn das heute noch bewegt. Seine Tätigkeit dort in einem „District Hospital“ währte vier Jahre, er blieb währenddessen jedoch stets in Kontakt mit seinem alten Chef. Als dieser ihn nach der Rückkehr bat, doch wieder in der Chirurgie der Nordseeklinik anzufangen, folgte er dessen Bitte und kehrte mit der Familie nach vier Jahren auf die Insel zurück.
„Das unterschiedliche Verständnis der Menschen für Krankheit und Gesundheit, worüber man sich sorgt und wofür Geld und Zeit investiert werden, erforderte bei der Rückkehr in die Heimat einige Zeit der Umgewöhnung“, erinnert er sich sehr gut. Es folgten Weiterbildungen zum Facharzt sowie diverse Zusatzausbildungen, unter anderem im Bereich der Sportmedizin und in der Folge die Ernennung zum Oberarzt unter der Nachfolge von Dr. Bülck, Herrn Dr. H.J. Meißner, der die Leitung der Chirurgie 1990 übernommen hatte.
In der Nordseeklinik passierte in der Folgezeit so einiges: „Viele Neuerungen wurden eingeführt, zum Beispiel die Endoskopische Chirurgie am Bewegungsapparat und im Bauchraum, oder auch die Etablierung der Orthopädischen Rehabilitation.“ Im November 1991 war er dabei, als der Asklepios Konzern die Klinik übernahm, weil die Arbeiterwohlfahrt die finanziellen Mittel zum Erhalt des Krankenhauses nicht mehr aufbringen konnte. Später absolvierte der engagierte Mediziner in Hannover noch eine Zusatzausbildung im Bereich „Krankenhaus-Management“, und als im Jahre 2003 diesbezüglich ein interessantes Angebot aus Oberbayern kam, sagte er zu und übernahm dort eine Leitungsfunktion, die die erworbene medizinische Erfahrung und die Kenntnisse im Krankenhausmanagement optimal verband.
Dennoch, als Nordlicht zog es ihn irgendwann wieder zurück. So folgten einige Jahre in Hamburg, genauer gesagt, in der Asklepios Klinik Harburg, bis 2014 die Anfrage kam, ob er sich vorstellen könne, in Westerland die Leitung der Nordseeklinik zu übernehmen. „Da hab‘ ich erst einmal gezögert“, verrät er. Letztendlich kam es dann nach einigen Gesprächen mit den Verantwortlichen des Konzerns in der Nordseeklinik gemeinsam mit Juliane Wille erstmalig zu einer „Doppelspitze“ in der Geschäftsführung, aufgeteilt in die Schwerpunkte Akutkrankenhaus und Rehabilitationsklinik, sowie in medizinische und betriebswirtschaftliche Kernkompetenzen.
Es folgte eine stetige Weiterentwicklung des Hauses, dazu gehörten der Aufbau der Radiologie und einer Privatstation sowie die Neustrukturierung und Erneuerung der Notaufnahme und des Zentral-OP. Um die Klinik zukunftsfähig zu machen, wurden in der Rehabilitationsklinik und dem Akutkrankenhaus sowie einrichtungsübergreifend zahlreiche Projekte realisiert wie die Kleinkinderbetreuung und als eine der ersten Unternehmen der Insel die Einrichtung von E-Ladesäulen mit kostenloser Nutzung für die Angestellten auf dem Gelände der Klinik. Im Spätsommer 2017 erfolgte ein Wechsel in der Geschäftsführung, Thomas Piefke wurde der neue Partner an Dr. Wennings Seite.
Mit vielen seiner ehemaligen Kollegen, auch weit über die Inselgrenzen hinaus, ist er heute noch in Verbindung und mit den meisten der niedergelassenen Ärzte auf Sylt hat er eine Zeitlang in der Nordseeklinik zusammengearbeitet: „Sie waren fast alle einmal hier in der Klinik.“ Unvergessen ist ihm die gemeinsame Teilnahme an den „Sportweltspielen der Medizin und Gesundheit“, in den vergangenen Jahren mit ehemaligen Kollegen. Die Frage, ob es ein mulmiges Gefühl sei, nun zu gehen, beantwortet er mit einem spontanen und klaren „Ja!“
Aber er freut sich auch darauf, nun seine Zeit selbst bestimmen und einteilen zu können. Mehr Zeit für Sport und Freunde auf der Insel zu haben gehört dazu. „Ich habe noch viel vor, werde den neuen Lebensabschnitt aber gelassen und mit freudiger Erwartung angehen“, erklärt Dr. Ulrich Wenning abschließend. „Ja, ich werde ganz in Ruhe schauen, was die Zukunft für mich so bereithält.“
/ veröffentlicht am: 02.06.2021