Tinnum wünscht sich eine neue Wasserstofftankstelle
Eine gute Alternative?
Foto: brudertack69 - stock.adobe.comTinnum.(sc) Autofahrern kann beim Blick auf die Tankuhr derzeit der Fahrspaß verdorben werden: Bei aktuell knapp 1,90 Euro denken immer mehr Menschen über den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug nach, lässt sich doch damit nicht nur den steigenden Benzinpreisen ein Schnäppchen schlagen, sondern auch der Klimaschutz vorantreiben.
Wenige Tage vor dem Weltklimagipfel in Glasgow war dieser auch im Tinnumer Ortsbeirat ein Thema: Konkret ging es dabei um die Idee, eine Erdgastankstelle im Umfeld des Gewerbegebiets am Flughafen zu errichten. „Elektromobilität ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz“, meinte Ortsbeiratsvorsitzender Raphael Ipsen, „aber es kann nicht der einzige sein.“ Dass er gerade das Gewerbegebiet als Standort auf den Plan gebracht hat, lag an der Zielgruppe, die er mit dieser Idee im Sinn hatte: „Gerade für Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen macht die Elektrifizierung keinen Sinn mehr, wenn das Fahrzeug am Ende zwei Tonnen Akkus mit sich rumschleppt.“
Hier wäre Wasserstoff eine gute Alternative. Dieser hat jedoch nicht immer einen positiven Effekt auf die Umwelt: Im industriellen Maßstab wird Wasserstoff noch häufig aus Erdgas erzeugt. Nur wenn er durch Elektrolyse von Wasser entsteht und dabei Strom aus erneuerbaren Energien verwendet wird, ist er wirklich CO2-neutral. Erneuerbare Energie steht in Nordfriesland jedoch in Form von Sonne, Wind und Biomasse in ausreichendem Maße zur Verfügung. Darum müsse auch der Wasserstoff für Sylt aus der Region kommen, so der Tenor im Ortsbeirat. Zwar könnte Wasserstoff auch direkt an der Tankstelle hergestellt werden, eine entsprechende Produktionsanlage sei aber für den zu erwartenden Bedarf auf Sylt vermutlich zu teuer.
Anders die Tankstellen selbst: Das Bundesverkehrsministerium hat erst im Oktober bis zu 60 Millionen Euro zur Förderung des Ausbaus öffentlicher Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge zur Verfügung gestellt und übernimmt bis zu 80 Prozent der Kosten für die Errichtung. Zwei Wasserstofftankstellen hat der Kreis Nordfriesland bereits: Jeweils eine in Husum und Niebüll, eine weitere in Westre bei Süderlügum ist in Planung.
Bevor eine Planung auf Sylt aber überhaupt in Frage komme, sollte der Bedarf ermittelt werden, mahnte ein Einwohner auf der Ortsbeiratssitzung: „Damit die Wasserstofftankstelle nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die Erdgastankstelle, die kaum genutzt wird.“ Ein Großabnehmer fällt aus der Bedarfsermittlung bereits heraus: „Wir haben uns mittelfristig bereits auf den Elektroantrieb festgelegt und zehn Busse im Zulauf“, erzählt Sven Paulsen, Geschäftsführer der Sylter Verkehrsgesellschaft.
Eine öffentliche Wasserstofftankstelle zu betreiben, könnte er sich hingegen vorstellen: „Wenn es wirtschaftlich gut darstellbar ist – warum nicht.“
/ veröffentlicht am: 02.11.2021