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Wanderung im Wattenmeer nördlich des Hindenburgdamms

Ein Kommen und Gehen

Foto: LKN SH Das Wattenmeer ist Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Doch es kann auch zur tödlichen Gefahr werden, wenn man sich falsch verhält. Besonders Priele sind tückisch, da sie oft tiefer sind als angenommen.

List.(nl) Eine fast unwirkliche Stille liegt über dem Watt. Man hört das Kreischen der Möwen, die über dem Wasser ihre Kreise ziehen, auch die Austernfischer schauen, was sie in den Schnabel bekommen können. Meine Füße ackern sich mit einem schmatzenden Geräusch durch den feuchten Wattboden. Dieser scheint zunächst etwas leblos zu sein – weit gefehlt! Zahlreiche Meeresbewohner arbeiten sich wie ich durch den Untergrund. Kleine Sandhäufchen fallen mir ins Auge. Die hat der Wattwurm nach dem Futtern da gelassen. Das Wattenmeer ist Zuhause für tausende Tier- und Pflanzenarten, dazu kommen jährlich noch unzählige Zugvögel.

Wir sind im Wattenmeer unterwegs, nördlich vom Hindenburgdamm, das bereits vor 5.500 Jahren entstanden ist. Als im vergangenen Jahrhundert ein Damm vom Festland nach Sylt sowie vom Festland nach Rømø gebaut wurde, veränderte sich das Gebiet. Wie hat diese Naturlandschaft wohl in früheren Zeiten ausgesehen?

Seit 1937 ist das rund 20.000 Hektar große Wattenmeer nördlich des Hindenburgdamms ein Naturschutzgebiet. 1985 ist es Teil des „Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.“ Das Naturschutzgebiet besteht größtenteils aus Wattflächen, die dem Einfluss der Gezeiten ausgesetzt sind. Zwischen Hoch- und Niedrigwasser besteht ein Höhenunterschied von rund zwei Metern. Es hat etwas Meditatives, durch das Watt zu „waten“. Jeder Schritt kostet Kraft, denn auf dem feuchten Untergrund läuft es sich nicht leicht. Ich spüre jeden Muskel. Der Geruch des Wattenmeeres ist so unverkennbar in der Luft, die ich tief einatme. Die Weite des Himmels wirkt beruhigend. Das Wattenmeer ist ein einmaliger Naturraum, so kostbar und zerbrechlich. Er ist gefährdet, durch den Menschen, Klimawandel und Verschmutzung. Der besondere Rhythmus – sechs Stunden Watt, sechs Stunden Meer – formte diesen einzigartigen Lebensraum, der auch Gefahren birgt. Denn die Flut schleicht sich langsam und beinahe unbemerkt an. Durch die vielen Priele, die das Watt durchziehen, kommt das Wasser zurück bis Nordsee das Watt verschluckt hat. – Ein ewiger Kreislauf des Kommens und Gehens.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gibt Hinweise zum richtigen Verhalten im Watt:
• Niemals allein ins Watt gehen, sondern immer nur mit einem kundigen Wattführer.
• Senken, Priele, Löcher und andere Stellen können lebensgefährlich werden.
• Wanderungen sollten nur im Sommer und am Tag unternommen werden – bei ruhigem Wetter und guten Sichtverhältnissen.
• Auf keinen Fall sollte man bei Dämmerung, in der Dunkelheit oder Nebel ins Watt gehen.
• Bei Gewitter ist der Aufenthalt im Watt lebensgefährlich.
• Vorher über die Gezeiten informieren.
• Genügend Zeit für den Rückweg einplanen.
• Man sollte sich einen Markierungspunkt an Land merken.
• Bei auflaufendem Wasser sollten Priele gemieden werden, es herrscht eine starke Strömung. Auch geübte Schwimmer sollten auf keinen Fall versuchen, einen Priel zu durchschwimmen.

Infos: Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und NABU Schleswig-Holstein.


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 08.08.2023
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