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Schornsteinfegerin Ines Dreisow im Interview

Die Glücksbringerin

Foto: privat Manche Menschen hoffen, dass Schornsteinfegerin Ines Dreisow ihnen Glück bringt, vor allem an Silvester. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die diesen Beruf in Schleswig-Holstein ausüben.

Morsum. Sie gelten als das personifizierte Glück: Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger stehen zumal an Silvester hoch im Kurs. Denn wer die schwarze Kluft berührt, dem bringt das neue Jahr nur Gutes, sagt man. Über Glück, Berufsehre und anderes mehr sprachen wir mit Ines Dreisow, Sylts einzige Schornsteinfegerin und eine von nur wenigen in ganz Schleswig-Holstein.

Frau Dreisow, wissen Sie, warum der Kaminkehrer Glück bringen soll?
Natürlich, sonst wäre ich eine schlechte Schornsteinfegerin (lacht). Weil sie schon im Mittelalter die Kamine der Häuser reinigten und damit Bränden vorbeugten, brachten Schornsteinfeger Sicherheit und damit Glück ins Haus.

Werden Sie denn tatsächlich öfters von Menschen angefasst?
Ja, regelmäßig.

Werden Sie zu Silvester oder Neujahr häufiger als sonst auf die Rolle als Glücksbringer angesprochen?
Ja. In diesem Jahr werden meine Mitarbeiter und ich zwischen 11 und 13 Uhr durch die Westerländer Fußgängerzone spazieren, da freuen sich die Menschen immer sehr. Und bereits einen Tag vorher besuchen wir eine Kinderklinik in Westerland.

Wurden Sie schon mal zum Spalierstehen bei einer Hochzeit gebucht?
Oh ja, das kann ich kaum mehr zählen. Da gab es auch manch besondere Situation: Mal stand ich auf einer Leiter, mal sollte ich ein Ferkel unter dem Arm tragen.

Haben Sie selbst denn auch ein Glückssymbol?
Ja – den Schornsteinfeger. Von Kunden habe ich schon so einige Miniaturen geschenkt bekommen.

Was bedeutet Glück für Sie persönlich?
Zufrieden zu sein. Und auf Sylt zu leben.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang?
Schon als Kind wollte ich später mal Schornsteinfegerin werden. 1983 habe ich im Kreis Stormarn meine Ausbildung begonnen. Ich wurde dann Gesellin und Meisterin, bin außerdem studierte Bautechnikerin. Seit 2019 bin ich – so der offizielle Titel – Bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegerin für dem Kehrbereich Westerland 2 und betreue hier rund 3000 Liegenschaften.

Wie sieht Ihr Alltag aus?
Tatsächlich trifft man mich eher am Schreibtisch als am Schornstein an, denn die bürokratischen Vorgaben nehmen leider immer mehr Zeit in Anspruch. Zu meinen vorrangigsten Aufgaben zählen die Feuerstättenschau – also die Kontrolle von Schornsteinen, Heizungen, Kaminen und Öfen – sowie die Abnahme von Feuerungsanlagen. Tatkräftig unterstützt werde ich dabei von meinem Meistergesellen Stephan Heiser und von meinem Gesellen John Brune.

Manchmal geht es bei Ihrem Job ja auch hoch hinaus. Wie hoch?
Während meiner Zeit auf dem Festland musste ich mal auf das Dach eines Kornsilos. Das waren bestimmt 30 Meter, dafür wurde ich mit einem herrlichen Rundumblick belohnt.

Sind Sie schon mal auf einen Schornstein gestoßen, den Sie nicht reinigen konnten?
Das kommt eher selten vor. In diesem Fall muss der Schornstein ausgebrannt werden. Das muss sehr konzentriert geschehen, denn es entwickeln sich dabei Temperaturen von mehr als 1000 Grad.

Ist man heute bei der Arbeit immer noch in der traditionellen Schornsteinfeger-Kluft unterwegs?
Beim Fegen der Schornsteine immer. Das ist eine Frage der Berufsehre.

Nach Feierabend die Haut und die Kleidung reinigen, nimmt das viel Zeit in Anspruch?
Eigentlich nicht. Ich dusche nach der Arbeit, der Kehranzug wird draußen gelüftet – und nie gewaschen, auch das ist feste Tradition. Zum Schutz der Haut tragen wir übrigens im Winter wie im Sommer lange Unterwäsche.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 30.12.2024
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