Kindheitserinnerungen an eine schöne Zeit in Rantum
Der Geist des Ponyhofs lebt weiter
Foto: Sabine Rasmußen Von links: Britta, Thomas, Sabine, Gesine, vorne Katja und Monsche. Der Name des Mädchens neben Monsche ist nicht bekannt (Kurgast).Von Christiane Rose
Rantum. Weite Wiesen, Watt und Ponys – die Landschaft der Insel und die Tiere haben die Kindheit und Jugend von Sabine Rasmußen bis heute geprägt. Der Grundstein für diese lebenslange Liebe ist auf dem Ponyhof in Rantum gelegt worden. „Ich konnte genauso früh reiten wie laufen“, erzählt die Ponyfreundin, die als Verlagskauffrau bei der „Sylter Zeitung“ arbeitet. Viele schöne Erinnerungen hat die Wahl-Sylterin an diese Zeit. „Damals konnte man noch am Strand und im Wattenmeer reiten. Das war für uns Kinder die große Freiheit“, schwärmt sie. Der Ponyhof war Dreh- und Angelpunkt für die reitbegeisterten Rantumer Kinder – und für die Feriengäste. Die Hofbesitzer Margarete und Max Boysen – von allen nur „Tante Grete“ und „Onkel Max“ genannt – haben mit großem Herz und viel Humor ihren eigenen und vielen anderen Kindern eine wunderschöne Zeit ermöglicht. Auf dem Hof traf sich immer eine Schar von Jungen und Mädchen, die sich liebevoll um die Ponys kümmerten und sie geritten haben. „Wir haben damals tolle Freundschaften geschlossen“, erinnert sich die leidenschaftliche Reiterin zurück. Mit manchen Kindern von damals hat sie bis heute Kontakt.
Um den Ponyhof, der für Sylter und Feriengäste für eine glückliche Kindheit steht wie kaum etwas anderes, ranken sich viele Anekdoten. Berühmtheit erlangte etwa der Hund Tell, der gerne Bus fuhr und so öfter mal in Westerland landete. Da die Leute ihn schon kannten, setzten sie ihn einfach in den Bus zurück nach Rantum.
Sabine erinnert sich: „Wir bekamen immer einen Korb mit Sprudel und selbstgebackenem Kuchen mit als Dankeschön, weil wir das Ponyreiten für die Feriengäste und die Kinder gemacht haben. Und wir durften abends mit den Ponys über die Wiesen ans Wattenmeer oder an den Strand reiten.“ Damals konnte man am Watt entlang vom Ortsende Rantum übers Seehundseck bis nach Hörnum reiten. „Auf dem sandigen, harten Boden des Wattenmeeres konnten die Pferde traumhaft galoppieren“, blickt Sabine Rasmußen wehmütig zurück. Ein tolles Erlebnis war es auch, mit den Ponys zu baden: „Die Sättel kamen runter und dann sind wir auf den blanken Pferderücken ins Wasser geritten.“ Dabei haben die Kinder auch noch Hornhechte mit bloßen Händen aus dem Priel gefischt und sie über die Hälse der Pferde gelegt und nach Hause gebracht. Aber das größte Glück für die Kinder war es, am Watt zu zelten oder im Stall zu übernachten – alles unvergessliche Abenteuer, die Kinder heute so leicht wohl nicht mehr erleben können. Wo damals Weiden waren und der alte Ponyhof stand, sind bis heute Ferienhäuser entstanden. Am Wattenmeer darf man wegen der Naturschutzbestimmungen nicht mehr reiten. Und den alten Ponyhof gibt es seit 1983 nicht mehr. Sohn Manuel Boysen – genannt Monsche – erzählt, dass es keinen Nachfolger für den Hof gegeben habe, „davon konnte man auch nicht mehr leben“. Viele Kinder haben sehr um die Ponys und den Hof getrauert – bis heute.
Doch der Traum vom Ponyhof lebte in Sabine weiter: „Damals ist in mir der Wunsch entstanden: Ich möchte mal mit eigenen Ponys auf Sylt wohnen“, erzählt die 54-Jährige, die in Morsum mit ihrem Mann Frank seit 15 Jahre zuhause ist. Ihren Traum hat sie sich erfüllt: Sie hat vier Ponys – zwei Haflinger und zwei Zwergshetlandponys. Auf ihnen ist sie oft mit Freunden, wie Laura Brodersen und Oliver Deilmann, auf der Insel unterwegs, zum Beispiel beim Reitergottesdienst. Schöne Erlebnisse mit Ponys will Sabine auch heutigen Kindern ermöglichen: So hat sie während der Corona-Zeit für die Kleinen kostenloses Ponyreiten angeboten, „damit die Kinder auch in dieser traurigen Zeit etwas Freude haben“. Der Geist des Ponyhofs lebt also weiter. Damit die Erinnerungen an den Ponyhof nicht in Vergessenheit geraten, möchte Sabine Rasmußen ein „Ponyhoftreffen“ organisieren. Wer Lust hat, seine alten Ponyfreunde wiederzusehen und in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, kann sich bei ihr unter der Telefonnummer 0172 3293096 oder per Mail an sabine.rasmussen@sylter-spiegel.de melden.
/ veröffentlicht am: 23.12.2020