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SPD der Gemeinde Sylt reinigt Stolpersteine

Das Gedenken wachhalten

Foto: SPD Sylt Joachim Schweitzer (SPD) reinigte gemeinsam mit anderen Sozialdemokraten die Stolpersteine, die an das Schicksal verfolgter SPD-Mitglieder erinnern.

Gemeinde Sylt. Auch auf Sylt erinnern Stolpersteine an die Verbrechen des Nazi-Regimes, das vor weniger als einem Jahrhundert Millionen Menschen das Leben kostete, und sorgen dafür, dass diese nicht in Vergessenheit geraten. Am 9. November, einem für Deutschland historisch bedeutenden Datum, nahm die Sylter SPD wie in den vergangenen Jahren den Anlass, der Opfer der NS-Diktatur auf der Insel zu gedenken. Die Sozialdemokraten nutzten die Gelegenheit für eine ganz praktische Form der Erinnerungskultur und reinigten unter anderem die vier „Stolpersteine“, die in Westerland an das Schicksal von SPD-Mitgliedern erinnern, die aufgrund ihrer Überzeugung verfolgt wurden. Gemeindevertreter Jens Husmeier und Joachim Schweitzer machten sich zusammen mit der aktiven SPD-Mitstreiterin Claudia Howold auf den Weg, um die vom Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine wieder in Würde glänzen zu lassen.
Der erste Stein, unmittelbar vor dem Westerländer Rathaus, erinnert an den 1907 in Westerland geborenen Nikolaus Ehlers. Der Postbeamte trat 1931 in die SPD ein. Kritische Äußerungen zum NS-Regime führten zu seiner Verhaftung durch die Gestapo und später in das KZ Sachsenhausen. Er überlebte das Lager nur knapp und wurde später Gemeindevertreter in Westerland. Ehlers war es auch, der 1957 die Beurlaubung des Bürgermeisters Heinz Reinefahrt forderte, als dessen verwerfliche Rolle bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands bekannt wurde. Der Antrag wurde allerdings abgelehnt. Ehlers starb 1958 bei einem Unfall. Der zweite Stolperstein befindet sich in der Kjerstraße 14 und erinnert an den 1895 in Westerland geborenen Carl August Quaas. Nach einer gescheiterten Auswanderung in die USA machte er eine Schlachterlehre im elterlichen Betrieb und kehrte nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Neben seiner Arbeit und der Erziehung seiner sieben Kinder engagierte sich Quaas politisch in der SPD. 1933 wurde er in die Westerländer Stadtverordnetenversammlung gewählt. Dies war für das NS-Regime Grund genug, ihn im August 1944 zusammen mit sechs anderen Syltern zu verhaften und ins KZ Neuengamme zu bringen. Nach der Auflösung des KZ im April 1945 wurden die Häftlinge nach Lübeck auf das Schiff „Cap Arcona“ gebracht, das am 3. Mai 1945 von englischen Flugzeugen versenkt wurde. Carl Quaas kam dabei ums Leben.
Die dritte Station der SPD-Gruppe liegt an der Johann-Möller-Straße 20 und erinnert an das Schicksal von Carl Christian Jessen, der 1882 in Morsum geboren wurde. Der gelernte Schmied arbeitete bis in die 1920er Jahre als Lokführer und stieg dann erfolgreich in das aufblühende Tourismusgeschäft ein. Er betrieb mehrere Gästehäuser, darunter das „Haus Nordmark“ und das benachbarte „Haus Nordwacht“. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg trat er in die SPD ein und wurde Stadtverordneter in Westerland, ein Amt, das er bis zur letzten freien Wahl 1933 innehatte. Im August 1944 teilte er das Schicksal von sechs weiteren Syltern und wurde von der Gestapo verhaftet und ins KZ Neuengamme deportiert. Über sein weiteres Schicksal ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass er mit der „Cap Arcona“ unterging.
Der vierte Stolperstein, dessen Inschrift von den Sozialdemokraten gereinigt wurde, erinnert an den 1900 in Tinnum geborenen Max Feddersen. Seit den 1920er Jahren arbeitete er bei der Sylter Inselbahn. 1933 wurde er als SPD-Vertreter in den Westerländer Stadtrat gewählt. Auch dies war ein Grund für die Verhaftung durch die Gestapo im August 1944. Er wurde ins KZ Neuengamme gebracht und nach dessen Auflösung im April 1945 nach Lübeck auf die „Cap Arcona“ gebracht. Wie Carl Quaas starb auch Max Feddersen am 3. Mai 1945 bei der Versenkung des Schiffes. Feddersen, der nicht schwimmen konnte, ertrank in der Ostsee.
Weitere Informationen zu den Stolpersteinen finden sich auf der Webseite https://gemeinde-sylt.de/stolpersteine/.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 12.11.2024
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