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Alter Gasthof List: SPD Sylt nimmt Stellung zu Vorwürfen

Besserer Denkmalschutz gefordert

Foto: Lars Schmidt Am Bauzaun, dort, wo einst der Alte Gasthof stand, haben Bürger Plakate aufgehängt.

List. „Wieder einmal wurde aus Gründen privater Profitinteressen ein bedeutendes Denkmal Sylter Kultur geopfert. Das ist ein Beispiel, dass dem Kapital die Interessen der Allgemeinheit völlig egal sind!“ Rund 500 Bürgerinnen und Bürger – darunter auch die SPD-Gemeindevertreter der Gemeinde Sylt, Eberhard Eberle, Gerd Nielsen und der Vorsitzende Peter Marnitz, beteiligten sich an der Mahnwache vor den Trümmern des über 200 Jahre alten Gasthofs in List. Das rund 400 Jahre alte Reetdachhaus, eines der ältesten Gebäude des Ortes, war in den letzten Tagen des alten Jahres abgerissen worden. Der Auftrag dazu kam von einem Sylter Unternehmer, der das historische Haus gekauft hatte. Für den Abriss des Gebäudes gab es keine Genehmigung.

Redner der Mahnwache machten auch der Kommunalpolitik den Vorwurf, für die profitgesteuerte Zerstörung des Kulturdenkmals mitverantwortlich zu sein. Diesen Vorwurf möchten die ehrenamtlichen Politiker der SPD nicht unwidersprochen stehenlassen. „Auch die Politik kann nicht verhindern, wenn sich ein sozial unverantwortlicher Investor nicht um Regeln und Vorschriften schert“, heißt es in einer Stellungnahme des SPD-Ortsvereins Sylt. Stattdessen müsse der Gesetzgeber die im vergangenen Jahr gelockerten Regelungen des Denkmalschutzes so verschärfen, dass Investoren durch Sanktionen von einem solchen Vorgehen wie jetzt in List abgeschreckt werden. „Außerdem müssen die für den Denkmalschutz zuständigen Behörden auf Kreis- und Landesebene schneller auf Hilfsersuchen aus den Gemeinden reagieren“, fordert unter anderem Joachim Schweitzer, der die SPD im Bauausschuss der Gemeinde Sylt vertritt. „Um die Landesregierung für besseren Denkmalschutz zu sensibilisieren, sollten die Sylter Vertreter von CDU und Bündnis 90/Die Grünen ihre Regierungsfraktionen in Kiel zum entsprechenden Handeln motivieren“, schließen sich Gerd Nielsen und Peter Marnitz an.

Auch der Sölring Foriining musste die Erfahrung machen, dass sich Denkmalschutzbehörden nicht immer optimal für den Schutz unwiederbringlicher Kulturgüter einsetzen. So musste der Denghoog, ein rund 4.000 Jahre altes Zeugnis der Besiedlungskultur, vor einer Appartement-Baustelle geschützt werden. Doch die Denkmalschutzbehören in Kreis und Land erwiesen sich in diesem Fall als wenig hilfreich.

„Wir werden uns auch als Minderheitsfraktion in der Sylter Gemeindevertretung noch stärker dafür einsetzen, die Bebauungspläne so zu gestalten, dass sie keinen Anreiz für einen solchen Frevel wie aktuell in List bieten. Auch mit Blick auf das Beherbergungskonzept, das wir begrüßen, sehen wir die B-Pläne als Schlüssel für die Zukunft unserer Insel. Wir hoffen, dass auch andere Parteien und Gruppierungen sich für rigorose Regelungen einsetzen und nicht mit Rücksicht auf die Interessen von Investoren für aufgeweichte Vorschriften sorgen“, so Gerd Nielsen und Peter Marnitz. Denn für Sozialdemokraten gelte der Grundsatz, dass Gemeinwohl höher zu bewerten sei als das Durchsetzen von Kapitalinteressen.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 10.01.2023
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