Ein Parkplatz für die, die unsere Insel am Laufen halten:
Für unsere Pendler!

Insel Sylt/Keitum. Sylt lebt nicht nur vom Meer, der Landschaft und seinen Gästen – Sylt lebt vom täglichen Engagement tausender Menschen, die jeden Tag vom Festland auf die Insel pendeln, um hier zu pflegen, zu bauen, zu kochen, zu reparieren, zu beraten und zu bedienen. Ohne sie würde vieles stillstehen. Doch genau diesen Menschen wird seit Jahren zugemutet, dass sie nach einem langen Arbeitstag in völlig überfüllten Straßen nach einem Parkplatz suchen müssen – oft vergeblich. Die bahnhofsnahen Flächen auf Sylt reichen längst nicht mehr aus.
Die Folge: Frust bei Pendlern, Kündigungen, Ärger bei Anwohnern und zunehmende Ausweichmanöver in Wohngebiete – mit spürbaren Auswirkungen auf den Fachkräftemangel. Ein Zustand, der so nicht haltbar ist. Eine kurzfristige Lösung wird dringend gebraucht. Der Verein Sylter Unternehmer hat nun eine pragmatische und sofort umsetzbare Lösung vorgelegt:
Eine zwischen bestehendem Parkplatz und Umspannwerk gelegene Fläche am Bahnhof Keitum soll planungsrechtlich so umgewidmet werden, dass dort ein moderner, videoüberwachter und mit Photovoltaik überdachter Parkplatz für rund 150 Fahrzeuge entstehen kann – bei Bedarf sogar auf private Initiative, ohne Belastung für den ohnehin angespannten Gemeindehaushalt.
Selbstverständlich gibt es auch kritische Stimmen, insbesondere aus Keitum – und diese verdienen Gehör. Die Sorge, der Ort könne durch ein solches Projekt seinen Charakter verlieren, ist nachvollziehbar. Keitum gilt als das „grüne Herz“ der Insel, geprägt von Ruhe, Geschichte und gewachsener Identität.
Gerade deshalb erscheint die Wahl des Standorts bewusst maßvoll: Die Fläche ist keine offene Kulturlandschaft, sondern bereits durch Infrastruktur geprägt – eingerahmt von der Marschbahn, Umspannwerk, Parkplatz und Straße. Sie ist weder von typischen Spazierwegen einsehbar noch stört sie die gewachsene Struktur des Ortskerns.
Auch die Befürchtung steigender Verkehrsbelastung sollte ernst genommen, aber realistisch eingeordnet werden: Schon heute parken viele Pendler mangels Alternativen auf öffentlichen oder privaten Flächen in Keitum oder Morsum. Der geplante Parkplatz würde diese Situation nicht verschärfen, sondern ordnen. Zudem finden An- und Abreise der Pendler außerhalb der touristischen Hauptverkehrszeiten statt – früh morgens und am späten Nachmittag, wenn das Verkehrsaufkommen auf der Insel gering ist.
Zudem muss die Diskussion gesamtinsular geführt werden: In Westerland und Morsum sind die Flächenkapazitäten erschöpft. Eine Lösung in Keitum versteht sich nicht als Eingriff in die Identität des Ortes, sondern als behutsame Reaktion auf eine längst spürbare Realität – mit dem Ziel, bestehende Verkehrsflüsse zu ordnen, nachhaltige Energie zu erzeugen und denjenigen ein Zeichen der Wertschätzung zu senden, die täglich zur Arbeit auf die Insel kommen.
Die Initiative der Sylter Unternehmer zeigt: Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein kluges Sowohl-als-auch – für die Lebensqualität in Keitum und die Verlässlichkeit im Alltag der Pendler.
Am Ende geht es nicht darum, ob Keitum dieses Problem allein lösen muss, sondern wie gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann, die sowohl den Anwohnern als auch den Pendlern gerecht wird.
Ein erster Schritt ist ein von Bürgermeisterin Tina Haltermann angeregtes Treffen, bei dem alle relevanten Akteure zusammenkommen sollen. In einem offenen Dialog lassen sich Bedenken klären, Perspektiven abgleichen und tragfähige Kompromisse entwickeln.
Denn nur, wenn gegenseitige Wertschätzung spürbar ist – für die Bedürfnisse der Pendler ebenso wie für die Besonderheiten Keitums – kann eine Lösung entstehen, die Verantwortung, Rücksicht und Zukunftsfähigkeit miteinander vereint.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 08.07.2025